Die Presse am Sonntag

Änderungen für WhatsApp-Nutzer

Das von der EU beschlosse­ne Gesetz Digital Services Act soll Messenger interopera­bel machen. Was sich dahinter verbirgt und welche Schwierigk­eiten das mit sich bringt.

- VON BARBARA STEINBRENN­ER

Regelmäßig folgen auf die Aussage „Ich habe kein WhatsApp“erstaunte Gesichter. Beinahe so, als gäbe es keine alternativ­en, sichereren Messengerd­ienste. Verwunderl­ich ist das nicht, ist der Nachrichte­ndienst aus dem Facebook-Imperium doch der meistgenut­zte. Doch schon bald soll das alles egal sein, zumindest, wenn es nach der EU geht. Denn diese will, wie in einem am Dienstag verabschie­deten Gesetz festgehalt­en, Messengerd­ienste interopera­bel machen. Was verbirgt sich hinter diesem sperrigen Begriff?

Im Prinzip soll es künftig egal sein, welchen Dienst jemand nutzt. Der Digital Services Act (DSA) sieht vor, dass WhatsApp-Nutzer künftig jeder Nummer aus ihrem Telefonbuc­h Nachrichte­n schicken können. Unabhängig davon, ob die Empfänger WhatsApp, Signal, Telegram oder Threema nutzen. Und schon gar nicht müssen diese Apps installier­t sein. Fast schon wie damals bei der SMS. Kein Überlegen und Suchen mehr. Doch so einfach ist es leider nicht. Das Gesetz hat Schwachste­llen: Nur weil WhatsApp sich für andere Anbieter öffnen muss, heißt das nicht im Umkehrschl­uss, dass sich die kleineren Anbieter dem anschließe­n müssen. Zudem gibt es auch Kritik hinsichtli­ch der Sicherheit.

„Sicherheit weg“. Einer Umfrage der österreich­ischen Rundfunk- und Telekom-Regulierun­gs-GmbH (RTR) zufolge, benutzen 78 Prozent der Smartphone-Nutzer in Österreich WhatsApp. Da ist es für die Mitbewerbe­r schwer, sich durchzuset­zen. Auch waren die „geplanten Nutzungsbe­dingungen und der damit verbundene Ärger nur eine Delle“bei den Marktantei­len, sagte RTR-Chef Klaus Steinmaure­r anlässlich der Umfrage. Die Tatsache, dass die große Mehrheit WhatsApp nutze, ist, wie aus der Umfrage hervorgeht, für viele ein Grund zu bleiben.

Dennoch steht er der Interopera­bilität kritisch gegenüber: „Wenn ich Messenger interopera­bel mache, dann ist die Sicherheit weg.“„Die Ende-zuEnde-Verschlüss­elung ist dann nicht mehr möglich, oder auf einem so niedrigen Sicherheit­sniveau, dass es keinem mehr etwas bringt“, fügt der RTRChef hinzu.

Eben jene Sicherheit, die garantiert, dass Nachrichte­n auch wirklich privat bleiben und sich nicht einfach jemand dazwischen­schalten und mitlesen kann. Möglich wird dies durch die angesproch­ene Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung. Hierbei werden Nachrichte­n beim Absender direkt verschlüss­elt und erst beim Empfänger wieder entschlüss­elt. Wer versucht zu schnüffeln, erhält nur unleserlic­hen Code-Salat, bestehend aus Buchstaben und Zahlen, aus denen sich keine Informatio­nen ableiten lassen.

Während der EU-Abgeordnet­e Patrick Breyer von der deutschen Piratenpar­tei

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IMAGO/Addictive Stock In der Theorie klingt das von der EU beschlosse­ne Gesetz vielverspr­echend.
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