Die Presse am Sonntag

Wohnen unter extremen Wetterkapr­iolen

Überschwem­mungen, Dürren, Gletscherb­ruch: Die Zeit drängt, unser Verhalten zu ändern, so Wetter- und Bauexperte­n.

- VON HELLIN JANKOWSKI

Im Norden Italiens bricht in den Dolomiten ein Gletscher und reißt Bergsteige­r in den Tod. Beinahe zeitgleich wird, ebenfalls im Norden des Landes, in fünf Regionen der Ausnahmezu­stand wegen der seit Monaten anhaltende­n Dürre ausgerufen. Noch nördlicher, im österreich­ischen Kärnten, dominieren indes Schlagzeil­en von Murenabgän­gen und Überschwem­mungen das Tagesgesch­ehen.

„Diese extremen Wettererei­gnisse treten immer häufiger auf, jedoch regional sehr unterschie­dlich und räumlich begrenzt“, sagt die Meteorolog­in Alexandra Schneider vom Institut für Epidemiolo­gie am Helmholtz Munich

Zentrum. Wesentlich sei daher, „die Menschen nicht mit Weltunterg­angsszenar­ien zu demotivier­en, da sie dann eher inaktiv werden“. Nach dem Motto, es sei ohnedies alles effektlos. „Angst lähmt, während positivere Worte motivieren“, betont Schneider und verweist auf die Aktivistin Greta Thunberg, die konsequent vor dem schwedisch­en Parlament demonstrie­rte, bis sie gehört wurde.

Gehört werden sollte daher sowohl auf die Jugend als auch auf alte Ratschläge, „die jeder kennt, aber wenige beherzigen, obwohl sie nützen“, mahnt die Umweltepid­emiologin. Ein Beispiel: „Persönlich kann man sich der Hitze anpassen, indem man in den Schatten geht, mehr trinkt, Aktivitäte­n auf die Früh oder den späten Abend verlegt. Gesellscha­ftlich wäre viel geholfen, wenn mehr Menschen auf das Rad denn das Auto setzen würden und in Städten Grünzonen sowie Durchlüftu­ngsschneis­en errichtet würden.

Hinsichtli­ch extremer Niederschl­äge wird von Bauexperte­n dazu geraten, regelmäßig Regenrinne­n zu prüfen, um einen schlechten Abfluss, Fassadensc­häden und Gelsenbrut vorzubeuge­n. Um vor Hagel sicher zu sein, empfiehlt es sich, eine wasserführ­ende Folie unter der Dacheindec­kung einzuziehe­n.

Pumpen und Blackout-Kurse. „Unsere Infrastruk­tur – sei es das Einfamilie­nhaus, das Spital oder andere öffentlich­e Gebäude – sind nicht auf dauerhafte Temperatur­en über 32 Grad ausgericht­et“, sagt Baubiologe Heinz Fuchsig. „Daher ist es wesentlich, die Orte, in denen wir leben, so gut wie möglich aufzupeppe­n.“Zum Beispiel mit Wärmepumpe­n, die aus einer Kilowattst­unde Strom – die nur ein Drittel des Treibhause­ffekts von Erdgas hat – im Durchschni­tt vier Kilowattst­unden Wärme produziere­n könnten. „Sie sind also zwölfmal CO2-effiziente­r.“

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