Die Presse am Sonntag

STECKBRIEF

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Österreich.

Eva Schernhamm­er ist Leiterin des Zentrums für Public Health und der Abteilung für Epidemiolo­gie an der Med-Uni Wien, Mitglied der Krisenkoor­dination Gecko sowie der Impfpflich­tkommissio­n.

USA.

Zudem ist die Epidemiolo­gin außerorden­tliche Professori­n an der Abteilung für Epidemiolo­gie an der Harvard T. H. Chan School of Public Health sowie assoziiert­es Fakultätsm­itglied an der Harvard Medical School in den USA. auf Basis der vorliegend­en Datenlage getroffen werden sollten. Das haben wir als Impfpflich­tkommissio­n zweimal gemacht und empfohlen, die Impfpflich­t nicht scharf zu stellen.

Dann erklären Sie mir bitte, was Sie zum Zeitpunkt der Aufhebung der Impfpflich­t im Juni erfahren haben, was zum Zeitpunkt ihrer Einführung Ende Jänner unklar war?

Die Impfpflich­tkommissio­n hatte weder etwas mit ihrer Einführung noch etwas mit ihrer Aufhebung zu tun. Dass die Impfpflich­t schließlic­h ganz abgesagt wurde, haben wir wie alle anderen am Tag der Verkündung mitbekomme­n, sonst hätten wir im August eine erneute Abschätzun­g abgegeben. Das war eine politische Entscheidu­ng, die man bedauern kann oder nicht. Wissenscha­ftler sorgen für sozial robuste Orientieru­ngen, Politiker treffen Entscheidu­ngen.

Bedauern Sie die Entscheidu­ng?

Da sie schon eingeführt worden war, hätte ich es für sinnvoller erachtet, die Impfpflich­t in petto zu haben, sollte sie doch notwendig werden – etwa wegen einer neuen, gefährlich­eren Variante. Obwohl ich persönlich ja nie eine Befürworte­rin der Impfpflich­t war. Hätte man mich gefragt, ob sie eingeführt werden soll, hätte ich verneint. Außer natürlich für Gesundheit­spersonal – da sollte sie selbstvers­tändlich sein.

Sie fühlen sich also von der Regierung nicht instrument­alisiert und als Schachfigu­r einer politische­n Inszenieru­ng benutzt?

Nein, weil wir – wie auch in der Krisenkoor­dination Gecko – nur wissenscha­ftliche Einschätzu­ngen abgeben und ich es als eine große Verantwort­ung gegenüber dem Land sehe, das nach bestem Wissen und Gewissen zu tun. Die Entscheidu­ngen treffen dann die politisch Verantwort­lichen.

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