Die Presse am Sonntag

Wo die süßen Wassermelo­nen

Immer mehr Landwirte bauen in Österreich Melonen an. Lukas Windholz in Bruck an der Leitha ist einer von ihnen. Die großen „Wuscher“sind dabei teilweise eine ziemliche Schufterei.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Lukas Windholz ist nicht zimperlich. „Natürlich ist das anstrengen­d, bei 30 Grad in meinem Urlaub den ganzen Tag am Acker zu sein und Melonen aufzuheben – die großen Wuscher, bist narrisch.“Trotzdem macht der 26-Jährige es wieder und wieder: In Bruck an der Leitha baut er zum siebten Mal Melonen an – vor allem Wassermelo­nen.

Begonnen hatte alles eigentlich mit einer Zuckermelo­ne, die eine Freundin einst aus dem Garten mitgebrach­t hatte. „Die hat so gut gerochen, das ganze Haus hat geduftet“, erzählt Windholz. „Und da hab ich mir gedacht: Melonen könnte ich eigentlich probieren.“Eine Zeit lang war er damals schon auf der Suche nach einer Idee gewesen, die er am Hof der Familie umsetzen könnte, den er dereinst mit seinem älteren Bruder übernehmen soll. Während der Vater rund 100 Hektar Ackerland bewirtscha­ftet, hat sein älterer Bruder vor einigen Jahren einen Weinbau inklusive Heurigen gestartet – und Lukas Windholz ist nun eben der Melonenbau­er. „Ich kann mich ja nicht auf den Traktor dazusetzen zum Papa.“

Neben seinem Job bei einer Saatgutfir­ma im Ort hat er also auf anderthalb Hektar Fläche Bio-Melonen angebaut: rund 5000 Pflanzen, die allermeist­en sind Wassermelo­nen, im MiniFormat oder groß mit acht bis zwölf Kilo, ein kleiner Teil sind Zuckermelo­nen. Während Letztere noch ein bisschen Zeit brauchen, bis sie essfertig sind, startet die Wassermelo­nensaison

BRUCKER MELONEN jetzt – Mitte Juli. Windholz’ Kunden sind von den Melonen aus Niederöste­rreich teils immer noch überrascht: „Viele sagen, dass sie gar nicht gewusst haben, dass so etwas bei uns geht.“

Nach wie vor kommen die allermeist­en Melonen, die in Österreich gegessen werden, aus dem Ausland – vor allem aus Spanien oder Italien. Aber sie liegen auch hierzuland­e im Trend: Rund 2000 Tonnen Melonen wurden voriges Jahr österreich­weit geerntet. So wie Lukas Windholz, der sich vor dem Start selbst bei Kollegen umgeschaut

Supermärkt­e in der Umgebung. Ein Vorteil von regionalen Melonen neben dem kürzeren Transportw­eg: Sie werden reif geerntet und sind daher frisch und süß, wie Melonen eben sein sollten. In kleinem Stil baut Windholz auch Feigen, Pfirsiche und Indianerba­nanen an. Alle Infos unter: www.brucker-melonen.at hat, bauen immer mehr Landwirte Melonen an: im Burgenland und in Niederöste­rreich etwa, sogar in Tirol haben Bauern die Frucht ausprobier­t – die streng genommen ein Gemüse ist (siehe Artikel unten).

„Die Anfragen zum Melonenanb­au sind bei uns in den vergangene­n Jahren mehr geworden“, bestätigt auch Josef Keferböck, Gemüseexpe­rte bei der Landwirtsc­haftskamme­r Niederöste­rreich. Der Klimawande­l spielt hier mit, denn der verbessert die Bedingunge­n für die wärmeliebe­nden Melonen. „Es ist sicherlich auch, weil es wärmer wird – und weil die Leute nach Alternativ­en suchen, für die es auch eine Nachfrage gibt: neben Melonen etwa auch Süßkartoff­eln oder Kichererbs­en.“Auch früher seien hierzuland­e aber schon Melonen angebaut worden, sagt Keferböck. So gebe es Broschüren mit Anleitunge­n aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Und nicht zuletzt habe er vor 35 Jahren auf einem halben Hektar selbst Zuckermelo­nen kultiviert.

»Viele sagen, dass sie gar nicht gewusst haben, dass so etwas bei uns geht.«

Ernte mit der Hand. Lukas Windholz ist in den vergangene­n Tagen schon übers Feld gestreift, um zu überprüfen, wie es um seine Melonen steht. Geerntet wird Frucht für Frucht von Hand – und natürlich nur, wenn sie reif ist. Das ist nicht nur eine Schufterei – wie übrigens auch die Unkrautbes­eitigung, die Windholz händisch erledigt, sobald die Pflanzen eine gewisse Größe haben. „Es ist auch ein bisschen eine Sucherei“, sagt er. „Ich reiße nicht alle auf einmal ab, das ist ja oft das Problem bei den Melonen im Supermarkt. Die werden alle abgerissen, reifen auf der Herfahrt, setzen dabei aber keinen Zucker an und sind am Ende nur rot und grieseln. Die liegen viel zu lang, da kriegt man einfach keine gescheiten Melonen.“

Importiert­e Melonen reifen teilweise beim Transport – und werden dann mehlig.

Die Mini-Wassermelo­ne, die der Bauer direkt neben seinem Feld aufschneid­et, hat mit den mehligen und geschmackl­ich uninteress­anten Exemplaren, die man sonst manchmal erwischt, tatsächlic­h wenig gemeinsam: Sie ist saftig, süß und frisch. „Super – eh wie immer“, sagt Windholz und schmunzelt. Die kleinen, eher hellgrünen Exemplare, die zwei bis vier Kilo schwer werden, sind sein Verkaufssc­hlager – auch, weil sie de facto kernlos sind. Und sie werden üblicherwe­ise als erste fertig – noch ein paar

 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria