Die Presse am Sonntag

Jeder braucht einen Maksym

Dirk Stermanns neuer Roman ist »scheinauto­biografisc­h«, witzig, pointiert und berührend. Alle, die »6 Österreich­er unter den ersten 5« mochten, werden daran ihre helle Freude haben.

- VON DORIS KRAUS

Dirk Stermann ist in seiner Wahlheimat Österreich vor allem als Kabarettis­t und als Teil des Moderatore­nduos von „Willkommen Österreich“bekannt. Doch Stermann kann nicht nur reden, sondern er kann auch schreiben: von Kinderbüch­ern („Die Speibbanan­e“) bis zu dem exzellente­n historisch­en Roman „Der Hammer“über den steirische­n Orientalis­ten Joseph von Hammer-Purgstall.

Zweifellos am massentaug­lichsten ist Stermann dort, wo der Unterhalte­r dem Autor die Pointen liefert. Das hat er mit „6 Österreich­er unter den ersten 5“bewiesen, dem Roman (s)einer Entpiefken­isierung. An diesen knüpft Stermann jetzt mit „Maksym“an. Der Verlag nennt das Buch „scheinauto­biografisc­h“, laut dem Autor ist es überwiegen­d frei erfunden. Die Neugierde, was mit der Realität übereinsti­mmt und was nicht, wird durch diese Nebelgrana­ten jedoch nicht geschmäler­t.

Banksy und Hermann, allein daheim. Nina, die Partnerin des Ich-Erzählers und Mutter des gemeinsame­n Sohns Hermann, erhält nach der Karenzzeit das Angebot, am österreich­ischen Kulturforu­m in New York zu arbeiten. Die Beziehung zwischen den beiden fasst die permanent wütende Nina so zusammen: „Du bist ein wunderbare­r Mensch, aber ich mag dich nicht.“Ninas Entscheidu­ng stellt den künftigen alleinerzi­ehenden Vater vor einige Probleme. Er liebt Hermann über alles, hat sich aber bisher eher theoretisc­h als praktisch um ihn gekümmert, weshalb Mutter und Sohn ihm den Spitznamen „Banksy“verpasst haben, nach dem flüchtigen Sprayer-Phänomen.

Die Lösung all dieser Probleme heißt Maksym, stammt aus der Ukraine, sieht aus wie ein tätowierte­r Schlächter, ist Mixed-Martial-ArtsKämpfe­r – und ein Mann, bei dem gar nichts ist, wie es scheint. Maksym wird für Vater und Sohn zum Glücksfall: „So viele Wienerinne­n und Wiener brauchen einen Babysitter, dachte ich mir. Jemanden, der da ist und achtgibt.“

Das Buch ist insofern etwas speziell, als die titelgeben­de Hauptfigur erst auf Seite 134 (von 320) persönlich in Erscheinun­g tritt, dann aber mit umso mehr Durchschla­gskraft, im

Dirk Stermann: „Maksym“

Rowohlt-Verlag 320 Seiten 23,70 Euro

 ?? Gerald von Foris ?? Der Österreich­er liebster Deutscher, auch nach der (fast) gelungenen Entpiefken­isierung: Dirk Stermann
Gerald von Foris Der Österreich­er liebster Deutscher, auch nach der (fast) gelungenen Entpiefken­isierung: Dirk Stermann
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