STECKBRIEF
Sie sind der einzige Arzt in Vorarlberg, der Schwangerschaftsabbrüche vornimmt - und möchten demnächst in Pension gehen. Haben Sie bereits einen Nachfolger gefunden?
Benedikt-Johannes Hostenkamp: Unter anderem hat sich ein Wiener Arzt gemeldet. Es ist teilweise wirklich schwierig. Wenn es nicht klappt, werde ich die Praxis verkaufen, dann wird es halt eine Immobilie. Ich werde nicht bis 95 hier arbeiten.
Die Landesstatthalterin, Barbara SchöbiFink von der ÖVP, wehrt sich dagegen, dass Abtreibungen in den Krankenhäusern stattfinden sollen. Sie wurde für ihre Aussage kritisiert, dass „Krankenhäuser dazu da sind, um Leben zu retten“.
Das ist eine völlig falsche Auffassung von Medizin, wenn sie sagt, dass Krankenhäuser für das Leben und für die Gesundheit da sind – genau dafür bin ich ja auch da. Und sie muss die Ärzte, die keine Abtreibungen durchführen möchten, nicht schützen, das macht das Gesetz schon. Wenn man die Feuerwehr abschafft – wir sind eine Art Feuerwehr hier – schafft man dadurch nicht auch das Feuer ab.
Die Lösung muss also nicht unbedingt sein, dass Abbrüche in Spitälern stattfinden – aber dennoch sollte das Angebot weiterhin bestehen bleiben?
Es sollte eine hoch spezialisierte Praxis sein. Denn technisch ist der Eingriff kein Problem, das kann jeder Arzt machen, der Übung hat. Aber es geht nicht um die fünf Minuten, die der Eingriff dauert. Der psychosomatische Aspekt leidet im Krankenhaus, da sind
Der deutsche Arzt
Benedikt-Johannes Hostenkamp
hat eine Privatklinik im bayerischen Lindau am Bodensee betrieben, die auch viele Vorarlbergerinnen aufgesucht haben. Ende der 1990erJahre eröffnete Hostenkamp eine Dependance in Bregenz, bis er nur mehr die Vorarlberger Klinik betrieb. Der 70-Jährige möchte bald in Pension gehen, die Suche nach Nachfolgern gestaltet sich seinen Angaben zufolge als schwierig, zumal er den Facharzt-Standard gesichert wissen wolle. Die Landespolitik will Schwangerschaftsabbrüche nicht in den Krankenhäusern anbieten.
Aufgrund vieler Anfeindungen will Hostenkamp nicht fotografiert werden.