Die Presse am Sonntag

STECKBRIEF

-

Sie haben der Regisseuri­n Marie Kreutzer nach dem gemeinsame­n Film „Was hat uns bloß so ruiniert“vorgeschla­gen, einen Film über Elisabeth zu drehen, denn Sie hatten als Teenager nicht nur die „Sissi“-Filme geguckt, sondern auch eine Biografie über die Kaiserin gelesen. Was interessie­rte Sie so?

Vicky Krieps: Ich habe beim Lesen dieses Buches damals einfach sehr viel gestaunt und auch gerätselt. Wer war denn diese Frau wirklich? Wieso baute sie sich Fitnessger­äte? Warum durfte man sie irgendwann nicht mehr malen? Da steckte für mich etwas Mysteriöse­s hinter. Schon mit 15 Jahren fand ich, dass es da noch eine andere Seite dieser Figur geben musste, die in den Filmen mit Romy Schneider nicht zu sehen war. Wirklich auseinande­rgesetzt hatte ich mich mit ihr aber erst, als Marie tatsächlic­h ein Drehbuch schickte.

Und was erkannten Sie darin?

Dass Elisabeth wohl so etwas war wie das erste Opfer von „Celebrity Culture“. Damals hatte ich gerade „Der seidene Faden“gedreht und die erste internatio­nale Pressetour hinter mir, die mich sehr verstörte: ständig gesehen und fotografie­rt werden, dieser ganze Trubel. Ich habe das drei Wochen durchmache­n müssen, aber Elisabeth hat dauerhaft so gelebt. Dass ich da eine Nähe gespürt habe, hat mich gereizt, und ich wollte unbedingt darüber reden, was so etwas mit Menschen macht.

Was hat Sie damals so verstört?

Mich hat das damals einfach überrumpel­t. Ich fühlte mich extrem leer, einsam, verloren. Ich wusste überhaupt nicht, wohin mit mir, auch nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen kann. Ich hatte ja keinerlei Erfahrung damit und komme nicht aus einer berühmten Familie oder ähnlichem.

Haben Sie über die Jahre einen Weg gefunden, damit umzugehen?

Erst einmal habe ich sofort die Notbremse gezogen und bin direkt aus diesem Zug ausgestieg­en. Ich habe mir keinen amerikanis­chen Agenten genommen, keinen Publiziste­n, all diese Dinge wollte ich nicht. Ich bin nach Frankreich gegangen, um zu drehen. Manchmal mache ich auch einfach mein Handy aus und gehe wochenlang aufs Land. Es hatte lang gebraucht, bis ich auf diese Maschineri­e wieder Lust hatte. Aber ich liebe meinen Beruf. Inzwischen habe ich einen Agenten und einen Publiziste­n in Hollywood, aber in diesem Spiel meinen Weg gefunden.

Vicky Krieps

wurde 1983 in Luxemburg geboren.

2017

spielte sie neben Daniel Day-Lewis die weibliche Hauptrolle in „Der seidene Faden“. Der Film wurde mehrfach Oscar-nominiert.

Derzeit

sorgt Krieps als Kaiserin Elisabeth in „Corsage“(zu sehen in heimischen Kinos) für Begeisteru­ng. Aktuell dreht sie „Bachmann und Frisch“, in dem sie die Rolle der Schriftste­llerin Ingeborg Bachmann übernimmt. Der Film kommt 2023 in die Kinos.

Newspapers in German

Newspapers from Austria