Die Presse am Sonntag

»Jedermann gehört allen«

»Rauschhaft und verrückt« war für Philipp Hochmair sein Intermezzo.

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Ihre Lieblingsz­eile aus dem „Jedermann“?

Das Stück ist für mich voller Lieblingsz­eilen. Aber der Moment, als er das erste Mal Angst bekommt zu sterben und somit für immer von seiner Liebsten getrennt sein soll, ist sehr poetisch und intim: „. . . wie du lösest Deine Händ von meinen Händen gar am End / Und Deinen Mund von meinem Mund abtrennest in der letzten Stund . . . oh weh!“

Was, meinen Sie, macht Stück und Figur noch heute relevant?

Die Fragen „Wer bin ich, wenn ich sterbe?“, „Wie habe ich gelebt?“, „Woran glaube ich?“betreffen jeden – immer. Es ist für mich also absolut zeitlos und immer relevant.

Und sehen Sie, konkret, eine Verbindung vom „Jedermann“zur Diskussion rund um Sponsoreng­elder bei den Salzburger Festspiele­n – Stichwort Mammon und Moral?

Das sind für mich zwei zu trennende Themen: Jedermann als Allegorie, als Morality Play, und die Komplexitä­t, ein Festival wie

die Salzburger Festspiele zu finanziere­n.

Was ist das Lustigste oder Seltsamste, das Ihnen als Jedermann auf der Bühne (oder bei den Proben) passiert ist?

Der Abend, an dem ich zum ersten Mal am Domplatz gespielt habe, war wahrschein­lich der lustigste und seltsamste Abend meines Lebens. Das war alles so rauschhaft und verrückt und hat sich angefühlt wie eine gewonnene Weltmeiste­rschaft. Aber aus dem Nichts, ohne Vorbereitu­ng.

Wer war der bisher beste Jedermann?

Ich finde, alle waren gut! Jeder hatte für sich eine Qualität, die diese Rolle belebt und neue Facetten gebracht hat. Ich habe mir viel Archivmate­rial angeschaut und angehört und finde den Variantenr­eichtum wirklich fasziniere­nd.

Wer sollte Ihrer Meinung nach künftig den Jedermann spielen – und sollte es auch einmal eine Frau sein?

Das ist eine konzeption­elle Frage, aber Jedermann gehört allen.

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