»Man nimmt es nicht ernst«
Das Stück sei heute noch sehr relevant, meint Cornelius Obonya.
Ihre Lieblingszeile aus dem „Jedermann“?
„Und wer kommt hinter mir heran? Auf Erden schreitet so kein Mann.“
Was, meinen Sie, macht Stück und Figur noch heute relevant . . .
So ziemlich alles, was drinsteht.
. . . und sehen Sie, konkret, eine Verbindung vom „Jedermann“zur Diskussion rund um Sponsorengelder bei den Salzburger Festspielen – Stichwort Mammon und Moral?
Ja, das war schon immer das Problem mit dem Stück – man nimmt es zu wenig ernst.
Was ist das Lustigste oder Seltsamste, das Ihnen als Jedermann auf der Bühne (oder bei den Proben) passiert ist?
In unserer Inszenierung gab es den „Marsch der Spielerinnen und Spieler“durch die Stadt zum Domplatz. Es kam uns an einem besonders heißen Nachmittag eine Kutsche entgegen, das Pferd scheute, warf ein paar angelehnte Fahrräder um und stürzte. Es rappelte sich wieder auf, verfing sich aber im Zaumzeug. Es gelang mir, das Tier zu beruhigen, das hatte ich als Kind von meinem Vater gelernt, unbewusst, er hat es mir nie gezeigt, aber ich sah ihn manchmal mit Pferden umgehen. Das Tier blieb ruhig stehen und wir zogen weiter.
Wer war der bisher beste Jedermann?
Diese Frage einem ehemaligen Jedermann zu stellen ist ein wenig seltsam, finden Sie nicht?
Wer sollte Ihrer Meinung nach künftig den Jedermann spielen . . .
Ein sehr guter Schauspieler.
. . . und sollte es auch einmal eine Frau sein?
Nein, nicht in diesem Stück, man soll es in Ruhe lassen und nicht hier auch noch diesen Unsinn inszenieren, dass Frauen – übrigens seit langer Zeit schon – Männerrollen spielen. Das ist ziemlich dämlich und nur Ausdruck dessen, dass es keine Autorinnen oder Autoren gibt, die fähig sind, wirklich gute Stücke mit wirklich guten Frauenrollen zu schreiben. Da herrscht seit vielen Jahren Finsternis am Theater. Lest mal wieder die Klassiker und schreibt dann endlich neue Dramen, die diesen Namen verdienen. Die Themen präsentieren sich, wie übrigens zu allen Zeiten, auf dem Silbertablett!