Kunstwerte
Strategiewechsel. Messebetreiberin MCH Group setzt auf ihre Tochter Art Basel, um wieder ins Verdienen zu kommen. Vorher braucht sie aber erneut eine Finanzspritze.
Die Art Basel setzt nach der Konsolidierungsphase wieder auf Expansion – hat sie doch heuer im Februar den Zuschlag für eine Messe im Pariser Grand Palais ergattert, die im Oktober unter dem Titel Paris+ par Art Basel erstmals stattfinden wird. Damit veranstaltet die Art Basel heuer vier internationale Messen. Neben der neuen Pariser Messe engagiert sich die Art Basel bei der Art Week Tokyo und der neuen Messe S.E.A. Focus Singapore. Damit soll die Präsenz der Art Basel in Asien verstärkt werden, wovon man sich wiederum positive Auswirkungen auf die Art Basel Hong Kong erhofft.
Für die Art-Basel-Mutter MCH Group scheint das die Strategie zu sein, um finanziell wieder Fuß zu fassen. Denn wenn die MCH etwas braucht, dann Geld. Seit 2018 schreibt sie Verluste. 2020 holte sie mit James Murdoch einen Investor, weil eine Sanierung aus eigener Kraft nicht mehr möglich war. Dann folgte die Pandemie – und damit der Ausfall der Cashcows, den Art-Basel-Kunstmessen. Jetzt braucht die MCH schon wieder frisches Geld. Wie man der MCH-Website entnehmen kann, liegt der Kapitalbedarf bei mindestens 68 Millionen Schweizer Franken, den zu gleichen Teilen der Kanton Basel-Stadt und Murdochs Investmentfirma Lupa Systems mittels Kapitalerhöhung einbringen werden. Damit soll die Zukunft gesichert werden. Und die beruht vor allem auf der Art-Basel-Tochter.
Führungsspitze verstärkt. Wohl auch deshalb hat die Art Basel Verstärkung in der Führungsebene bekommen und die neue Position „Direktor für Messen und Ausstellungsplattformen weltweit“geschaffen. Geholt hat man sich dafür den Italiener Vincenzo de Bellis, der sowohl über Erfahrung als Kurator als auch im Messegeschäft verfügt, eine seltene Kombination. So war de Bellis die letzten sechs Jahre Kurator und stellvertretender Programmdirektor beim Walker Art Center in Minneapolis und davor künstlerischer Leiter der Miart, einer internationalen Messe für zeitgenössische Kunst in Mailand. Besonders bei der Miart hat er sich einen Namen im Messegeschäft gemacht – ist es ihm doch gelungen, aus der regionalen Leistungsschau mit rund 90 Ausstellern eine internationale Veranstaltung mit 180 Galerien zu machen. Ab August wird er bei der Art Basel die vier internationalen Messen überschauen und sich gleichzeitig um die Entwicklung neuer Veranstaltungen und Kooperationen kümmern. Er berichtet an den Art Basel Global Director Marc Spiegler, der sich künftig um die strategische Ausrichtung und die Zukunft der Art Basel kümmern wird. Was das konkret bedeutet, lässt man offen.