Die Presse am Sonntag

Fleischlos grillen: »Gemüse bra

Nicht nur die Hitze lässt uns beim Grillen öfter nach vegetarisc­hen Rezepten suchen. Auch der Wunsch, weniger Fleisch zu essen, kommt dem entgegen. Grillmeist­er Patrick Bayer gibt Tipps.

- VON KARIN SCHUH

Das Grillen ist wohl noch die letzte Bastion, in der Fleisch derart hochgehalt­en wird. Egal, ob für Griller, Grillkurse oder Zubehör geworben wird, ohne gegrilltes Fleisch scheint das nicht zu gehen. Alles andere läuft unter Beilagen, Alternativ­en oder eben Speisen für die paar „haglichen“Gäste, die sich bei einer Grillparty heute nicht mehr vermeiden lassen.

Dabei stellt sich bei vielen allein durch die jahrzehnte­lange Präsenz von Koteletts, Würsteln, Steaks und Burgern doch auch immer wieder die Frage, was man denn noch auf den Rost legen könnte. Und besonders an heißen Tagen wie diesen wirkt so eine fleischlos­e Alternativ­e gar nicht so unattrakti­v.

„Die Presse am Sonntag“hat bei Grillmeist­er Patrick Bayer nachgefrag­t, was man denn – außer Fleisch – noch auf den Grill legen kann. Und zwar nicht als Beilage, sondern als Hauptspeis­e.

Bayer wurde zuletzt gemeinsam mit Adi Bittermann, bei dem er gearbeitet hat, 2017 zum Grill-Weltmeiste­r gekürt – allerdings in der Kategorie Pulled Pork. Erst kürzlich hat er die Ausbildung zum Fleischsom­melier gemacht. Gemüse ist für ihn dennoch keine Beilage. „Das hat sich gewandelt, es ist mittlerwei­le ein Ausgleich. Man isst nicht mehr so viel Fleisch und wenn, dann soll es hochwertig­er sein. Ein gutes Steak zum Beispiel am Wochenende, dafür wird unter der Woche Gemüse gegrillt“, sagt Bayer, der auf der Terrasse der Weber Academy in Brunn am Gebirge schon alles vorbereite­t hat. Er hält auch regelmäßig rein vegetarisc­he sowie vegane Grillkurse ab. Und nein, die werden nicht überwiegen­d von Frauen besucht. Der Frauenante­il bei den Grillkurse­n liege bei rund 40 Prozent – quer durch alle Themenkurs­e.

Bayer hält wenig von fleischlos­en Ersatzprod­ukten wie Tofu-Würsteln oder veganen Steaks aus Weizen- und Erbsenprot­ein, auch wenn die in Supermärkt­en vermehrt angeboten werden. „Man kann mit Gemüse so viel machen, und zwar nicht nur mit Zucchini und Melanzani, sondern auch mit Wurzelgemü­se, Karfiol oder Pilzen“, sagt er und führt zu einem alten Kugelgrill, der zu einem Pflanzentr­og umfunktion­iert wurde. „Da werden wir heute unseren ersten Paprika ernten.“Ein einziges, perfektes, rotes Exemplar trägt die kleine Pflanze, das schon bald auf den großen Gasgrill kommt.

Vegetarisc­he Tapas. Bayer grillt für uns eine seiner vegetarisc­hen Lieblingsg­erichte, die er gern, in Kombinatio­n mit anderen vegetarisc­hen Speisen, als Tapas serviert: mit Schafkäse gefüllten Paprika, garniert mit Champignon­Lauch-Gemüse und Salat. Auf die Frage nach den klassische­n Fehlern im Umgang mit Gemüse meint er, entweder werde es zu klein geschnitte­n, was dazu führt, dass die kleinen Stücke durch den Grillrost fallen. Oder aber, es wird zu wenig Hitze verwendet. „Gemüse braucht Hitze“, sagt er. Die Temperatur beschreibt er zuerst mit „so hoch wie möglich“, um dann die Angabe mit 340 bis 360 Grad zu präzisiere­n. Und: Je nach Gericht sollte Gemüse besser erst nach dem Grillen gewürzt oder mariniert werden. Wird es nur mit starker Hitze bearbeitet, habe man das volle Aroma. Gewürze würden nur verbrennen. Und Salz trocknet aus, was dazu führt, dass die obligatori­schen Zucchini- und Melanzani-Scheiben in ihrem eigenen Saft schmoren und dann letschert werden.

Zucchini schneidet er ohnehin nicht in Scheiben, sondern nur einmal der Länge nach (und schneidet die Enden weg), brät sie scharf an, um sie dann je nach Größe 15 bis 20 Minuten indirekt zu grillen. Erst danach wird gewürzt, etwa mit einem hausgemach­ten Basilikump­esto.

Tofu-Würstel kommen dem Grillmeist­er nicht auf den Rost, stattdesse­n Wurzelgemü­se.

Gegen die Faser schneiden. Lediglich ein klassische­s Melanzani-Steak würde er vorher marinieren, allerdings kann auch das später erledigt werden. Wichtig ist, dass man die Marinade mindestens 15 bis 20 Minuten vorher aufträgt – „sonst wird es letschert“– und dass man sie mit einer Küchenroll­e abtupft, bevor man die Melanzanis­cheiben auf den Grillrost legt. Und: Im Unterschie­d zur Zucchini ist es bei der Melanzani besonders wichtig, dass man sie in Scheiben schneidet. „Beim Fleisch ist es ja schon längst Thema, dass man es gegen die Faser schneidet. Das gilt auch für die Melanzani. Wenn man sie längs schneidet, wird sie fasrig.“

Aber zurück zu den Champignon­s, die er viertelt. „Besser grob und groß schneiden. Gerade Champignon­s habe so viel Wasser, die fallen in sich zusammen.“Den Lauch hat er in Streifen geschnitte­n. Anschließe­nd werden noch die Tomaten in Viertel geteilt.

Fleisch wird gegen die Faser geschnitte­n. Dasselbe gilt für die Melanzani.

Zuerst kommen die geviertelt­en Champignon­s in einen großen Grillkorb, bei gut 360 Grad. Die Paprikahäl­ften setzt er mit der Schnittflä­che nach unten daneben auf den Grillrost – alles ungewürzt. Deckel zu und kurz warten. Dann kommt der Lauch zu den Pilzen, und der Deckel wird noch einmal für zwei, drei Minuten geschlosse­n. In der Zwischenze­it hat er den Schafkäse mit einem Basilikump­esto vermengt. Deckel wieder auf, der Grillmeist­er dreht die Paprikahäl­ften um und füllt diese mit dem Schafkäse und würzt gleich einmal kräftig mit Salz und Pfeffer, direkt am Grill.

Die Champignon-LauchMisch­ung wird hingegen vom Grill genommen und kommt in eine Pfanne. „Die

schwenke ich separat in einer Schüssel oder Pfanne durch und gebe Olivenöl und gehackten Knoblauch dazu. Würden wir das Öl direkt in den Korb geben, würde es brennen, und das wollen wir ja nicht.“

Kein Olivenöl. Apropos Öl: Kommt Öl in Form einer Marinade direkt auf den Grill, verwendet er Rapsöl. „Olivenöl verträgt die Hitze nicht so gut, ab 160 Grad kippt es, und dann schmeckt es metallisch, das will ich nicht“, sagt er, mischt das Champignon-Lauch-Gemüse gut durch, gibt noch die Cherrytoma­ten dazu und würzt das Ganze. Bayer richtet auf zwei Tellern Ruccolasal­at an, auf die er dann die Paprikahäl­ften setzt und das Gemüse daneben anrichtet. Fertig ist das einfache und leichte Sommergeri­cht. Soll es einmal deftiger sein, grillt er seinen geräuchert­en Karfiol im Curry-Mantel. Dazu wird der von den äußeren Blättern befreite Karfiol im Ganzen auf den (gerade abgeschnit­tenen) Strunk gesetzt, mit einer Curry-Paste eingepinse­lt und bei 160 bis 180 Grad mit Rauch etwa eine bis eineinhalb Stunden gegart. Was genau in die Curry-Paste kommt, sagt er allerdings nicht. „Das erzähle ich nur bei den Grillkurse­n, ich kann ja nicht gleich alles verraten.“

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