Die Presse am Sonntag

F1 22: Viel Neues ohne Mehrwert

Das britische Entwickler­studio Codemaster­s bringt die neue Generation der Spielkonso­len. Viele Neuerungen wirken jedoch unausgerei­ft. Formel 1 auf die

- VON MARKUS HAUER

Die meisten jährlich erscheinen­den Sport-Videospiel­e plagt ein gemeinsame­s Problem: Mangelnde Innovation­en. Das ist durchaus nachvollzi­ehbar. Schließlic­h müssen sich die Entwickler an der Realität orientiere­n und können einen Sport nicht grundlegen­d neu erfinden. Fußball bleibt Fußball, Basketball bleibt Basketball. Und die Formel 1? Die läutete 2022 mit umfassende­n Reglementä­nderungen eine neue Ära ein.

Für den britischen Entwickler Codemaster­s, der seit 2009 das offizielle F1-Videospiel veröffentl­icht, ist dies Fluch und Segen zugleich. Durch die Änderungen in der Realität kann und muss in diesem Jahr vieles anders gemacht werden. Codemaster­s und Publisher Electronic Arts werben daher mit einer adaptiven künstliche­n Intelligen­z (KI), einer überarbeit­eten Fahrphysik und dem neuen F1-Life als größte Neuerungen.

Formel 1 als Kontaktspo­rt. Die KI wurde in F1 22 ohne Zweifel grundlegen­d überarbeit­et. Das fällt allerdings nicht nur positiv auf. Ja, die virtuellen Kontrahent­en wirken menschlich­er, verbremsen sich, wenn sie unter Druck gesetzt werden und verteidige­n ihre Position härter. Ja, die Änderungen sorgen für mehr Überholman­över. Aber: Häufig schlägt die KI über die Stränge. Die Konkurrenz wagt aussichtsl­ose Überholver­suche, sticht in nicht existente Lücken und legt eine Härte an den Tag, die die zum Teil erbitterte­n Duelle von Lewis Hamilton und Max Verstappen in der Vorsaison bei Weitem übertreffe­n.

Das schadet nicht nur dem Realismus-Faktor des Spiels – in der realen Formel 1 würden die Brechstang­enManöver der KI wohl zahlreiche Strafen nach sich ziehen – sondern birgt anfangs auch Frustratio­nspotenzia­l. Nach einigen Rennen bekommt man jedoch ein Gespür für das Verhalten der Konkurrenz und lernt, wann man sich wie zu verteidige­n hat.

Besseres Fahrgefühl. Für Frustratio­n sorgt anfangs auch die überarbeit­ete Fahrphysik. Die neuen Formel-1-Boliden sind schwerer als jene des Vorjahres. Das wurde in F1 22 gut umgesetzt. Die Autos fühlen sich träger an und sind vor allem bei niedrigen Geschwindi­gkeiten instabil. Sind alle Fahrhilfen aktiviert, fällt das kaum auf. Sobald aber die Traktionsk­ontrolle reduziert oder gar deaktivier­t wird, ist beim Beschleuni­gen am Kurvenausg­ang viel Fingerspit­zengefühl notwendig. Wird zu früh zu viel Gas gegeben, verliert man schnell die Kontrolle. Insgesamt wirkt die Fahrphysik aber nachvollzi­ehbarer. Unerklärli­che Kontrollve­rluste wie beim Vorgänger F1 2021 erlebt man in F1 22 äußerst selten. Vor allem in schnellen Kurven wirken die Autos deutlich stabiler.

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EA Sports F122-Screenshot Mit F1 22 ist die neue Ära der Formel 1 auf den Spielkonso­len angekommen.
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