Blattlinie
Man ist leider selten zweimal genial. Nun, einmal würde schon reichen, aber manchen ist auch das zu wenig. Schauspieler, die Bands gründen, Sänger, die malen – es gibt eine Reihe erfolgreicher Künstler, denen ein Talent nicht reicht. Oft sind es die Schauspieler, deren Wirken vielleicht auf zu wenig ernsthafte Bewunderung stößt. Oder ist es ein unbezwingbarer Drang? David Bowie etwa hat sich in vielen Bereichen versucht, er war aber ohnehin ein Gesamtkunstwerk. Übrigens läuft die BowieDoku „Moonage Daydream“noch im Kino, sehen Sie sich dieses Meisterwerk bitte auf der großen Leinwand und in voller Lautstärke an.
Nicht gelten lässt meine BowieLobeshymne Almuth Spiegler: Unsere Kunstkritikerin hat sich die künstlerischen Ambitionen ohnehin schon Berühmter für diese Ausgabe genau angesehen. Sie fragt nur trocken nach: „Und wofür ist Bowie denn berühmt geworden, für seine Bilder?“Die Wahrheit sei leider unbefriedigend: „Du kannst nur in einem Bereich herausragend sein.“
Herausragende Arbeit leisten in jedem Fall die Mitarbeiter der Kinderund Jugendhilfe: Sie unterstützen Familien und helfen Minderjährigen in Notlagen. Nach den schwierigen Coronajahren, die nahtlos in die nächste Krise übergegangen sind, haben Eva Schrittwieser und Valerie Heine nach beunruhigenden Nachrichten von Übergriffen unter Jugendlichen nachgefragt. Ihr Fazit: Die Krisenzentren sind in der Krise. Wenn Helfende nicht mehr weiter können, muss dringend etwas getan werden. Am Ende zahlen die Kinder drauf, deren Schutz für eine Gesellschaft Priorität haben muss.
Aber es ist nicht alles kalt und grau: Wenn Sie die Ode an den Kachelofen von Duygu Özkan und Barbara Schechtner lesen, wird Ihnen warm ums Herz. Und Philipp Aichinger hat in der kurzen Audienz, die ihm Bundespräsident Alexander Van der Bellen gewährt hat, das absolut Beste herausgeholt. Selten genial eben.
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