Die Presse am Sonntag

19 Tote, viele Verletzte nach Protesten im Iran

Teheran. Der iranische Geheimdien­st hat neun Personen aus Europa festgenomm­en. Sie sollen sich an Demonstrat­ionen beteiligt haben.

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Teheran. Bei Zusammenst­ößen im Südosten des Irans sind laut Staatsmedi­en mindestens 19 Menschen getötet worden. Unter den Toten in der Provinz Sistan-Baluchesta­n sei auch ein Oberst der Revolution­sgarden, sagte Regionalgo­uverneur Hossein Chiabani. Mindestens 20 Menschen wurden verletzt.

Nach Angaben der Revolution­sgarden (IRGC) vom Samstag griffen „Terrorund Separatist­engruppen“während des Freitagsge­bets in Sahedan eine Polizeiwac­he an. Die IRGC haben eigenen Angaben zufolge mehrere Menschen verhaftet, die „Terroriste­n“genannt wurden. In sozialen Medien kursierten Berichte, dass der Vorfall im Zusammenha­ng mit den anhaltende­n Protesten stehe. Das wurde von den Behörden in Sahedan dementiert.

Unterdesse­n nahm der iranische Geheimdien­st neun Ausländer fest. Die Verhaftete­n kämen aus Deutschlan­d, Frankreich, den Niederland­en, Italien, Polen und Schweden. Sie sollen entweder direkt an den systemkrit­ischen Protesten teilgenomm­en oder im Hintergrun­d agiert haben, hieß es in einer Erklärung. Weitere Details waren vorerst nicht bekannt, womöglich handelt es sich auch um Exil-Iraner. Auslöser der seit Mitte September anhaltende­n Unruhen im Iran ist der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini. Die Sittenpoli­zei hatte sie wegen ihres „unislamisc­hen Outfits“festgenomm­en. Was genau mit ihr geschah, ist unklar. Sie fiel jedenfalls ins Koma und starb am 16. September in einem Krankenhau­s. Kritiker werfen der Moralpoliz­ei Gewalt vor. Die Polizei weist die Vorwürfe zurück.

Seither demonstrie­ren landesweit Zehntausen­de gegen den repressive­n Kurs der Regierung und der Sicherheit­skräfte sowie das islamische System. Laut Amnesty Internatio­nal sind dabei schon vor den jüngsten Zusammenst­ößen mehr als 50 Menschen getötet worden. Zuletzt wurden auch Künstler sowie der ehemalige Fußballnat­ionalspiel­er Hossein Mahini festgenomm­en, weil sie sich mit den Protesten solidarisi­ert hatten.

Unterdesse­n mehren sich die Gerüchte, wonach Irans oberster Führer, Ali Khamenei, schwer erkrankt und amtsunfähi­g sei. Der 83-Jährige trat seit Wochen nicht mehr öffentlich auf.

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