Regionalem Anbau
werden dem 5,1 Meter langen Luxusbomber freilich nicht unter die Arme greifen: Davon disqualifiziert ihn sein sechsstelliger Einstandspreis (ab 105.550 US-Dollar).
Die Klientel wird darauf nicht angewiesen sein. Das Förderalmosen wäre in zwei, drei Posten der langen Aufpreisliste verpufft. Schon im nächsten Jahr sollen in Tuscaloosa mit dem
EQS SUV und dem nachfolgenden, etwas kleineren EQE SUV über 100.000 Elektroautos entstehen, etwa ein Drittel der Werkskapazität. In unmittelbarer Nachbarschaft wird 2025 ein Batteriewerk die Produktion aufnehmen, es wird zusammen mit Envision AESC betrieben, einem Partner aus Japan.
Ein bedeutender Teil der Stückzahl soll im Land bleiben, denn 2023 will man den EQ-Absatz in den USA auf 45.000 Stück hieven. Das ist Teil der Luxus-Strategie, die die Marke ausgerufen hat, unterteilt in die drei Plattformen für „top end“, Kern und Einstieg – für Geringeres als Luxus ist man in Zukunft jedenfalls nicht mehr zuständig. Keine so große Abkehr von derzeitigen Verhältnissen übrigens: Der Durchschnittswert eines Mercedes-Modells etwa in Österreich, alle Baureihen eingerechnet, liegt bei 70.000 Euro.
Im Alleingang. Als möglicher Produzent eines leistbaren BEV für die Massen fällt Mercedes damit aus, was nicht überraschen sollte. Ein solches ist bislang ja auch Tesla schuldig geblieben.
Der US-Hersteller braucht es allerdings nicht, um weiterhin beständig zu wachsen – und den US-Markt für Elektroautos nahezu im Alleingang zu bespielen. Die vier Tesla-Modelle Y, 3, S und X beherrschen (in dieser reihenfolge) die Top fünf (nur Fords Mustang
Mach-E ist auf Rang drei reingegrätscht). Allein vom Bestseller Y gingen bis Juli des Jahres 116.000 Exemplare an ihre US-Besitzer. Alle anderen Player zusammen kamen in dem Zeitraum auf 134.000 Stück. Immerhin legen die Nicht-Teslas kräftig zu (plus 55 Prozent zum Vorjahr), fahren also aus der Bedeutungslosigkeit in Richtung einer sich langsam formierenden Konkurrenz. Und da will Mercedes dringend dabeisein. Denn der BEV-Markt ist mittlerweile das Feld, auf dem in den USA der Fight um die Krone im Luxussegment ausgetragen wird. Diesem wird Tesla zugerechnet, wohl weil es der Durchschnittspreis aller verkauften Modelle hergibt. Und der Tesla mit fast 260.000 Exemplaren zu Platz eins auch in diesem Ranking verhilft, und zwar mit großem Abstand. Mercedes liegt aktuell hinter BMW auf Platz drei.
Da geht es nicht nur um Prestige oder um die Ehre, sondern um die Bewertung auf dem Kapitalmarkt. Alles, was Mercedes-CEO Ola Källenius seit Amtsantritt unternimmt, dient der Wertsteigerung der Marke an der Börse. Die 45.000 EQ-Exemplare, die Mercedes im nächsten Jahr in den USA absetzen möchte, sollen den ersten Schub im Ansehen der Analysten auslösen. Jeder weitere wird wohl am Vorankommen des hauseigenen Betriebssystems liegen, für dessen Entwicklung Mercedes enorme Summen investiert. Sicherlich könnte ein Teil der TeslaKäufer zur Marke mit dem Stern konvertieren – im oberen Preissegment, und wenn die Software angenommen wird. Wie überzeugend diese Alternative ist, wird das neue Luxus-SUV als Erstes unter Beweis stellen müssen.
Weil die US-Förderung am Akku hängt, hat Teslas Ausbau in Deutschland Pause.
Mercedes kämpft im USLuxussegment gegen BMW, vor allem aber gegen Tesla.