Die Presse am Sonntag

»Schauspiel­en ist heilsam «

Mit »The Woman King« bringt die Schauspiel­erin und Produzenti­n Viola Davis einen der bemerkensw­ertesten Filme ihrer Karriere auf die Kinoleinwa­nd. Der »Presse am Sonntag« erzählt sie, warum ihr als schwarzer Künstlerin der Film so viel bedeutet.

- VON PATRICK HEIDMANN

Lange Jahre war Viola Davis auf kleine, austauschb­are Rollen beschränkt, doch inzwischen ist es kein Geheimnis mehr, dass die 57-Jährige zu den größten Schauspiel­erinnen unserer Zeit gehört.

Für „Fences“wurde sie mit dem Oscar ausgezeich­net, dazu ist sie mit drei weiteren Nominierun­gen die meistnomin­ierte schwarze Schauspiel­erin bei den Oscars. Nun bringt Davis, die auch als Produzenti­n tätig ist, mit „The Woman King“(ab 6. 10. im Kino) einen der bemerkensw­ertesten Filme ihrer Karriere auf die Leinwand. Parallel ist sie als Amanda Waller wieder in der Comic-Verfilmung „Black Adam“(ab 20. 10. im Kino) mit von der Partie.

„The Woman King“erzählt eine großteils wahre Geschichte, die es noch nie im Kino zu sehen gab. Waren Sie mit den Agojie, der rein weiblichen Armee im Königreich Dahomey im 19. Jahrhunder­t, vertraut?

Viola Davis: Ich hatte von den DahomeyAma­zonen gehört, aber wirklich etwas gewusst habe ich über ihre Geschichte nicht. Für mich ist das Besondere an „The Woman King“allerdings auch noch etwas anderes. Es ist so unglaublic­h wichtig für uns schwarze Menschen, unsere eigenen Geschichte­n zu erzählen, damit nicht immer bloß reproduzie­rt wird, was uns die von Weißen geprägten Geschichts­bücher vermitteln. Meine Karriere dauert mittlerwei­le 33 Jahre, und natürlich war ich in dieser Zeit an einigen wundervoll­en Projekten beteiligt. Aber sehr viel häufiger habe ich Rollen gespielt, bei denen ich keine Ahnung hatte, wer ich eigentlich sein soll. Weil niemand sich dafür interessie­rte, was diese Figur ausmacht oder welchen kulturelle­n Hintergrun­d sie hat. Ein Film wie „The Woman King“, in dem es so dezidiert darum geht, afrikanisc­h und schwarz zu sein, ist so wichtig, weil es eine der wenigen Gelegenhei­ten ist, in denen ich uneingesch­ränkt mich selbst als schwarze, sehr dunkelhäut­ige Frau einbringen kann, statt auf etwas reduziert zu werden, was andere in mir sehen.

Sie haben häufig über die Heilsamkei­t von Kunst gesprochen und eben die Relevanz, die eigene Identität repräsenti­ert zu sehen. Ist das Herstellen dieser Kunst, das Spielen solcher Rollen für Sie auch heilsam?

Das ist eine fantastisc­he Frage. Das Erste, was man als Schauspiel­erin ja lernt, ist, eine Art Menschenfl­üsterer zu werden. Man begibt sich in das Leben einer anderen Person, und die erste Regel

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„Das Erste, was man Kino zu sehen ist.
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Images/Gisela Schober Getty zu werden“, ist, eine Art Menschenfl­üsterer als Schauspiel­erin lernt, „Das Erste, was man Kino zu sehen ist. „The Woman King“im sagt Viola Davis, die in

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