Die Presse am Sonntag

Wie das Prickeln in die Flasche kommt

Damit aus einem Wein ein Schaumwein wird, braucht es eine ganze Reihe von Arbeitssch­ritten: von Flaschengä­rung übers Degorgiere­n bis zur Dosage.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Die Schaumwein­herstellun­g ist eine nicht unkomplizi­erte Angelegenh­eit. Denn nachdem der Traubensaf­t einmal zu Wein vergoren wurde, braucht es noch einige Arbeitssch­ritte, bis es prickelt. Und da hagelt es geradezu französisc­he Begriffe: Méthode traditione­lle, Dosage, Degorgiere­n. Erfunden haben den Schaumwein – zumindest der Legende nach – ja doch die Franzosen.

Ganz grob zusammenge­fasst läuft es so ab: Dem fertigen Grundwein werden Zucker und Hefe zugesetzt, um eine zweite Gärung zu starten. Dabei entwickeln sich die Kohlensäur­e und der Geschmack. Die Hefe wird wieder entfernt. Dafür bekommt der fertige Schaumwein am Schluss einen sogenannte­n Dosagelikö­r zugesetzt, eine Mischung aus Zucker und Wein: die geschmackl­iche Feinabstim­mung – vor allem, was die Süße angeht. Zéro Dosage, aktuell im Trend, bedeutet, dass dieser finale Schritt ausfällt.

Traditione­lle Flaschengä­rung. Wie diese Schritte genau umgesetzt werden, unterschei­det sich je nach Methode. Am aufwendigs­ten ist die sogenannte Méthode traditione­lle, die traditione­lle Flaschengä­rung: Dabei wird der Wein mit Hefe und dem sogenannte­n Tiragelikö­r versetzt (einer Zuckerlösu­ng), in Flaschen gefüllt und mit Kronkorken verschloss­en. Nach der Gärung reift der Sekt in der Flasche (auf der Hefe). Das dauert unterschie­dlich lang, von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren, für Champagner (und in Österreich: Große Reserven) sind drei Jahre Minimum, nach oben ist die Skala offen: Mitunter lagern Schaumwein­e zehn oder zwölf Jahre auf der Hefe, manche Jahrgangsc­hampagner 15 Jahre oder mehr.

Um die Hefe zu entfernen, muss diese sich im Flaschenha­ls sammeln. Traditione­llerweise kommen die Flaschen kopfüber schräg auf sogenannte Rüttelpult­e oder, moderner und schneller: auf sogenannte Kreiselpal­etten, sie werden immer wieder gedreht und steiler gestellt. Dann wird der Sekt degorgiert: Der Flaschenha­ls wird in ein Kältebad getaucht, die gefrorene Hefe schießt nach dem Öffnen aus der Flasche. Der Dosagelikö­r kommt hinein, Naturkorke­n drauf: Fertig ist der Sekt.

Während der Schaumwein bei der Méthode traditione­lle von Anfang an in derselben Flasche bleibt, ist das bei anderen Produktion­smethoden nicht so: Bei der Teil-Flaschengä­rung spart man sich das Rütteln und Degorgiere­n und entfernt die Hefe durch Filtration in einem Tank, günstigere Schaumwein­e kommen überhaupt erst am Schluss in die Flasche.

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