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INFORMATIONEN FÜR ZEITGENOSSEN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN Warum die Sorglosigkeit an den internationalen Börsen beunruhigend ist – und welche drei Aktien Experten als spannende Investitionsidee sehen.
Der Misserfolg ist immer ein Waisenkind, heißt es im Sprichwort. Der Erfolg aber hat viele Väter. In gewisser Weise zuletzt auch an den Börsen. Denn die Rallye ist zwar wesentlich von der Fantasie rund um die künstliche Intelligenz (KI) getrieben. Aber es kommen doch noch andere Faktoren hinzu. Einer ist, dass die Anleger ihre Fixierung auf den Leitzins temporär etwas gelockert haben: Hatten sie im Oktober noch auf die von der US-Notenbank Fed ins Spiel gebrachte Möglichkeit einer schnelleren Zinssenkung gehofft, so mussten sie sich damit anfreunden, dass daraus nicht so schnell etwas werden würde. Als Ersatz aber haben sie die robuste US-Wirtschaft als Grund ihrer Investition in Aktien hergenommen.
In Europa und insbesondere in Deutschland kam hinzu, dass die Börsen angesichts der mauen Wirtschaft deren Erholung im zweiten Halbjahr vorwegnehmen. Und generell mischte der psychologische Effekt der Fomo (Fear of missing out) mit, also der Angst, an der Börse etwas zu versäumen. Und so nährt die Hausse die Hausse, wie man so sagt. Was übrigens die KI betrifft, so besteht auch bei den Investmentfonds oder Vermögensverwaltern eine Art von Fomo, um sich Vorwürfe von ihren Kunden zu ersparen.
Die Leitindizes in den USA, Europa und Japan sind seit Ende Oktober 2023 rapide gestiegen. „Es herrscht eine beunruhigende Sorglosigkeit im Markt, die scheinbar durch nichts erschüttert werden kann“, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus Robomarkets am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Man sollte den Hinweis ernst nehmen, ohne gleich in Panik zu verfallen. Ein Rücksetzer ist ohnehin eine Frage der Zeit, nur wann er kommt, weiß keiner. Partielle Gewinnmitnahmen gerade bei den stark gelaufenen Technologietiteln – allen voran beim KI-Star Nvidia – können also nicht schaden. Und wer dann etwas Cash hat, soll wissen: Berkshire Hathaway, die Holding von US-Börsenlegende Warren Buffett, sitzt auf 160 Milliarden Dollar davon, weil man derzeit nur wenige, spannende Investitionsobjekte sehe.
Und wo sehen andere Experten solche? Ein weiteres Mal bei der Aktie des niederländischen Zahlungsabwicklers Adyen (ISIN: NL0012969182), an die wir an dieser Stelle zuletzt vor sechs Wochen erinnert haben, als sie 1140 Euro gekostet hat. Inzwischen kostet sie 1468 Euro. Da geht noch mehr, meint das Analysehaus Jefferies und hat am Donnerstag nicht nur das Kaufvotum belassen, sondern das Kursziel von 1743 auf 1821 Euro sogar angehoben, was ein Potenzial von 24 Prozent ergibt. Als Reaktion auf die Jahreszahlen und die jüngsten Investorenveranstaltungen habe er seine Prognosen für die gesamten Zahlungsvolumina erhöht, schrieb Analyst Hannes Leitner.
Ein alter Bekannter hat nun wieder die Aufmerksamkeit der Anleger erregt – und zwar der Autobauer Mercedes-Benz (ISIN: DE0007100000). Am Montag hat die Deutsche Bank das Kursziel für die Aktie von 115 auf 125 Euro erhöht und die Einstufung auf „Buy“belassen. Die Aktienrückkäufe überlagerten den Margenrückgang, hieß es. Am Dienstag dann hat das Analysehaus Jefferies das Papier anlässlich der jüngst präsentierten Jahreszahlen von „Hold“auf „Buy“und das Kursziel von 75 auf 100 Euro angehoben. Eine festungsartige Bilanz, eine relativ gute Transitionsstrategie und eine etwas weniger zyklische Branche versetzten den Autobauer in die Lage, sich glaubhaft dazu zu verpflichten, den gesamten Barmittelzufluss an die Aktionäre zurückzugeben – und zwar ohne die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells zu untergraben, so die Begründung. Die Aktie hat angezogen, aber nur auf 74 Euro.
Enormes Potenzial sehen Experten bei der Aktie des deutschen Mobilitätsdienstleisters Sixt (ISIN: DE0007231326). Er hat das vorige Jahr mit dem zweitbesten Ergebnis in der Firmengeschichte abgeschlossen, wiewohl große Herausforderungen – etwa der Preisverfall bei gebrauchten EAutos – da sind. Die jüngsten Kursziele für die 88,50 Euro teure Aktie liegen bei 120 bis 155 Euro. Letzteres stammt vom Analysehaus Warburg Research, das darauf hinweist, dass Sixt für 2024 ein starkes Umsatzwachstum anstrebe. Die Nachfrage bleibe solide. Sixt profitiere zudem vom Ausbau des internationalen Geschäfts, vor allem in den USA, sowie von einer breiteren Aufstellung – wie etwa Auto-Abos.
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