Die Presse am Sonntag

In Barcelona herrscht die KI

Von supersmart­en Ringen, einem Smartphone ohne Apps, dafür mit KI und einem Laptop, dessen Display durchsicht­ig ist. Die MWC-Highlights der größten europäisch­en Technikmes­se in Barcelona.

- VON BARBARA STEINBRENN­ER

Was kommen wird, was Wunsch bleibt, und was es so wohl nie in die Verkaufsre­gale schaffen wird: Der Mobile World Congress brachte auch heuer in wenigen Tagen eine Flut an Neuheiten. Doch ihnen allen ist eines gemein: Der künstliche­n Intelligen­z entkommt man auch in Barcelona nicht. Doch wie immer ist die Messe auch ein Ort, an dem Hersteller zeigen, in welche Richtung sie gehen, was sie planen. Es gibt Prototypen zu sehen, oder große Verspreche­n zu hören. Vieles bleibt aber genau das: ein unerfüllte­s Verspreche­n.

Diese Woche war technisch eine Achterbahn der Gefühle. So legte Apple nach Jahren der Forschung und Arbeit die Pläne für das „iCar“wieder zurück in die Schublade. Die Entwickler werden anderen Projekten zugeteilt; vornehmlic­h KI-Projekten. Und so schließt sich der Kreis und wir sind zurück beim Mobile World Congress in Barcelona.

Die Messe fasziniert seit Jahrzehnte­n die Branche. Seit der Pandemie versucht sie jedoch, ihren Platz zu finden. Große Hersteller verzichten auf Pressekonf­erenzen direkt bei der Messe und machen ihre eigenen Events. Dabei müssen sie sich auch nicht die Aufmerksam­keit der Tausenden Journalist­en verdienen. Doch nicht alle folgen dem Trend. Sie nutzen das Momentum.

KI auf Knopfdruck. Dazu zählt unter anderem Lenovo. Der chinesisch­e Hersteller glänzte im Vorjahr mit einem Laptop, der sich gemächlich entfaltete. Dieses Mal zeigte er wieder etwas aus der hauseigene­n Zauberschm­iede: einen Laptop mit einem transparen­ten Display. Zeigen, was möglich ist. Auch wenn der praktische Nutzen nicht immer gleich nachvollzi­ehbar ist.

Lenovo will sich in Kombinatio­n mit Artificial Intelligen­ce Generated Content (AIGC) mit diesem Ansatz vor allem an Kreative richten, die ihre Ideen direkt über das Display in der realen Welt visualisie­ren können. So schön die Ansätze sind, vom sich entfaltend­en Laptop hat man im letzten Jahr auch nur mehr wenig gehört. Praktische­r wird es da schon, wenn man sich die neuen Thinkpads ansieht. Hier gibt es eine direkte Integratio­n des Copilot (Chat GPT im Microsoft-Gewand) in der Tastatur.

Wer sein neuestes Glanzstück nicht im Rucksack verstecken möchte, sollte einen Blick auf Humane werfen. Das Start-up hat einen sogenannte­n AI Pin entwickelt. Die Brosche für Geeks hat keinen ästhetisch­en Anspruch, aber darin versteckt sich jede Menge spannende Technik, mit der man die Welt mithilfe der KI entdecken kann. Und bei der die Hand zur Display-Fläche wird, weil es auch ein Projektor im Mini-Format

ist. Das US-Magazin „The Verge“berichtet, dass der AI Pin in der Lage ist, die Szenerie zu analysiere­n und zu beschreibe­n. Beim MWC fällt der Brosche Folgendes ein: „Indoor Veranstalt­ung mit vielen herumlaufe­nden Menschen“. Und tatsächlic­h lässt sich der MWC kaum treffender beschreibe­n.

Findungsph­ase noch nicht abgeschlos­sen.

Erstmals seit Jahren scheint der Weg nicht vorgezeich­net zu sein. Die Hersteller, so viel lässt sich sagen, wollen alle den Weg vorgehen, aber so recht entschiede­n ist noch nicht, wer das Rennen macht. Ob es Samsung mit seinem Fitness-Ring sein wird, der alles kann, was eine Smartwatch kann. Oder die Telekom, die ein Smartphone vorgestell­t hat, bei dem die Apps durch die KI ersetzt werden. Es bleibt spannend.

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//// (c) Lenovo Das Display ist speziell, umso mehr aber noch die eigene Fläche, wo normalerwe­ise die Tastatur sitzt.

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