Pflege: »Man wird direkt gebraucht«
Zivildienst oder Bundesheer? Ausschlaggebend für die Entscheidung von Simon Meister war das Eishockey. „Im Pflegewohnheim hat man fixe Arbeitszeiten, da geht sich das Training am Abend und das Match am Wochenende auch aus“, sagt der 20-Jährige. Seit August arbeitet er in einem Caritas-Pflegewohnhaus im steirischen Turnau. Bereut hat er die Entscheidung nicht.
Betten machen, Frühstück für die Bewohner richten, „Sachen schleppen und andere Hausmeistertätigkeiten“, so sieht Meisters Arbeitstag aus. Dazwischen wird getratscht und Karten gespielt. „Das ist das Schönste. Es ist schon spannend, was die älteren Leute zu erzählen haben.“
Angst, in der Pflege Dinge machen zu müssen, die ihn überfordern, hatte der Steirer nicht. „Aber ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie es ist, wenn jemand stirbt, der einem ans Herz gewachsen ist.“Nachdem er dies mehrmals erlebt hat, sagt er: „Das ist nicht so tragisch. Es ist hier eben die letzte Station. Deswegen schaut man, dass man die letzten Momente so schön wie möglich macht.“Die sozialen Fähigkeiten, und „wie man mit dem Thema Sterben umgeht“, werde er sich auch in sein zukünftiges Berufsleben mitnehmen.
Auch wenn Meister die Tätigkeit sinnvoll findet, stört ihn das Konzept des verpflichtenden Diensts für Männer. „Das ist nicht mehr zeitgemäß und ist in fast keinem anderen westlichen Land so.“Und: „Ich habe davor schon gutes Geld verdient. Dann auf einmal neun Monate am Existenzminimum zu sein ist schwierig.“
Meister will danach wieder zurück in den Technikerberuf. „Die Pflege ist teilweise sehr harte Arbeit. Man ist oft gestresst, trotzdem muss man jeden glücklich machen.“Er weiß: Gäbe es die Zivildiener nicht, würde sehr viel Arbeit für die Pflegekräfte übrig bleiben. „Es ist schon eine gute Sache, dorthin zu gehen, wo man direkt gebraucht wird.“