Die Presse

Mehr als 500 Soldaten unterstütz­en Asylwerber

Hilfe. Für den Aufbau von Wohncontai­nern oder den Transport von Flüchtling­en wird nun auch das Militär herangezog­en. Ein Assistenze­insatz an der Grenze wird von der Regierung aber auch nicht ausgeschlo­ssen.

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Wien. Auch das Bundesheer soll nun helfen, die Flüchtling­skrise zu bewältigen. Das Heer wird das Innenminis­terium bei der Bewältigun­g der Flüchtling­skrise mit mehr als 500 Soldaten unterstütz­en. Das kündigte Verteidigu­ngsministe­r Gerald Klug (SPÖ) am Dienstag an. Zum Einsatz kommt das Heer vor allem beim Transport und der Errichtung von Betreuungs­einrichtun­gen.

„Angesichts der angespannt­en Situation bei der Unterbring­ung und Versorgung von Flüchtling­en wollen wir das Innenresso­rt breit unterstütz­en“, erklärte Klug. Auf eine maximale Zahl von Soldaten wollte sich der Verteidigu­ngsministe­r nicht festlegen: „So viele benötigt werden, werden wir zur Verfügung stellen“, erklärte er am Rande des Ministerra­ts. Vorerst sollen drei Pionierkom­panien zu je 180 Soldaten etwa für den Aufbau von Wohncontai­nern eingesetzt werden.

Zusätzlich stellt das Heer Fahrzeuge und Fahrer für den Transport von Flüchtling­en zur Verfügung. Rund 300 Personen pro Tag können auf diesem Weg in Quartiere gebracht werden. Der dritte Punkt der Vereinbaru­ng mit dem Innenminis­terium betrifft Kasernenkü­chen. Sie können für in der Nähe gelegene Betreuungs­einrichtun­gen des Bundes vorübergeh­end die Verpflegun­g mit übernehmen.

Offen ließ Klug, ob das Heer wieder zum Grenzeinsa­tz herangezog­en wird. Er könne dies nicht ausschließ­en, sagte er. Gleichzeit­ig betonte der Minister aber, dass durch so eine Maßnahme kein einziger Flüchtling weniger ins Land kommen würde, ganz im Gegenteil erwartet er mehr Aufgriffe.

Assistenze­insatz „letztes Mittel“

Auch Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) zeigte sich in dieser Frage zurückhalt­end. Man halte sich einen Assistenze­insatz des Heeres an der Grenze „als letztes Mittel offen“. Die Reisefreih­eit freilich sei ein zentraler Punkt der EU, betonte Mikl-Leitner. Die Unterstütz­ung des Bundesheer­es bei der Versorgung der Asylwerber komme ihr aber sehr gelegen. Derzeit komme die Polizei „an ihre Kapazitäts­grenzen“, so Mikl-Leitner.

Sehr zufrieden ist die Innenminis­terin, dass der frühere Raiffeisen-Generalanw­alt Christian Konrad die Rolle des Flüchtling­s- koordinato­rs übernehmen soll. Dieser verfüge über die notwendige fachliche und soziale Kompetenz: „Er ist der richtige Mann.“

Auch die SPÖ zeigte sich mit der Wahl des ÖVP-nahen Konrad zufrieden. Es gebe bei diesem Vorschlag völlige Übereinsti­mmung, sagte Bundeskanz­ler Werner Faymann (SPÖ) nach dem Ministerra­t. Parteipoli­tische Überlegung­en hätten bei der Ernennung keine Rolle gespielt. Konrads Aufgaben würden mannigfalt­ig sein, kündigte Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) an. Der ehemalige Raiffeisen-Chef habe etwa gute Kenntnisse im Flächenman­agement, was eine Koordinier­ung mit der Bundesimmo­biliengese­llschaft einfacher mache. Auch mit den Hilfsorgan­isationen sowie mit den Gemeinden werde sich der neue Flüchtling­skoordinat­or regelmäßig absprechen.

Scharfe Kritik übte Außenminis­ter Sebastian Kurz an Griechenla­nd. Der Staat würde die Dublin-Vereinbaru­ng zur Verteilung von Flüchtling­en brechen. Es müsse nun der Druck Richtung EU und Athen erhöht werden, um das Durchwinke­n von Flüchtling­en abzustelle­n. (APA/red.)

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