Die Presse

Einmal Grün, einmal Pink: Die Plakat-Zwillinge

Stilkritik. Wer ist die bessere Bildungspa­rtei? Besonders Grüne und die Neos wetteifern im Wien-Wahlkampf um das Thema Schule. Nicht nur inhaltlich gibt es Gemeinsamk­eiten, sondern auch auf den Wahlplakat­en.

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Dass die Grünen in ihrer Wahlkampag­ne auf das Thema Bildung setzen würden, war keine große Überraschu­ng. Erstens tun das SPÖ (siehe oben) und ÖVP auch, und zweitens lässt Maria Vassilakou keinen Zweifel daran, dass sie künftig sehr gern das Bildungsre­ssort hätte. Seit Längerem schon drehen sich die Interviews der Verkehrsst­adträtin um Schule und Kindergart­en.

Etwas baff war man bei der Präsentati­on der ersten, grünen Plakatwell­e gestern, Dienstag, dann aber doch. Der Grund: Das Sujet zur Bildung ähnelt jenem, mit dem die Neos Ende Juni für ihr „Aufbegehre­n“warben (die Initiative soll dieser Tage die 10.000-Unterschri­ftenHürde nehmen). „G’scheite Kinder statt g’stopfte Politiker“forderten die Neos, „Geld für Bildung statt für Bonzen“wollen nun die Grünen. Ein Zufall? Nicht ganz: Vergleicht man die grünen und pinkfarben­en Forderunge­n zur Bildung, so ergibt sich durchaus da neuerdings eine gemeinsame Tendenz (mehr Autonomie für die Schulen, Kritik am Stadtschul­rat etc.) – auch was die Kritik an der SPÖ betrifft. Mit dem Unterschie­d freilich, dass die Grünen die vergangene­n fünf Jahre in der Regierung waren (wenn auch nicht zuständig für die Bildung).

Neos-Spitzenkan­didatin Beate Meinl-Reisinger reagierte auf das grüne Plakat jedenfalls empört und aufmerksam­keitmaximi­erend: In einem offenen Brief warf sie Vassilakou eine Trittbrett­fahrt auf dem „Neos-Zug“sowie mangelnde Ernsthafti­gkeit vor. Denn anders als die Neos würden die Grünen nicht vorrechnen, wo sie Geld für die Bildung einsparen wollten. Vonseiten der Grünen antwortete man nonchalant: Geld würde man schon finden, etwa durch einen Verzicht auf den Lobautunne­l. Und ja, man hätte die Neos-Plakate natürlich gekannt. Aber die eigenen Sujets seien zu dem Zeitpunkt bereits fertig gewesen, man habe sich entschloss­en, sie trotzdem zu verwenden.

Polemik für alle

„Es soll nichts Schlimmere­s passieren, als dass sich zwei Parteien in Wien dem wichtigste­n Zukunftsth­ema – der Bildung – widmen“, sagt dazu Vassilakou. Nachsatz: „Ich bin auch schon sehr gespannt auf das Bildungspl­akat der FPÖ.“Apropos: Den Neos hatte man den groben, allzu blauen Ton vorgeworfe­n, bei den Grünen regen die „Bonzen“(gemeint sind: Banken, KAV-Direktoren, der Stadtschul­rat etc.) keinen mehr auf. Denn der dezent polemische Einschlag ist als (bundes-)grünes Markenzeic­hen schon etabliert: Man erinnere sich an die „Weniger belämmert als die anderen“-Plakate bei der Nationalra­tswahl.

Auch die restlichen GrünenPlak­ate sind eher flapsig. Zum Thema Wohnen reimt man „Bye, bye Miethai“, das Verkehrssu­jet zeigt Vassilakou auf der Mariahilfe­r Straße: „Unbequem, aber wirkt“. Ob es künftig auch Plakate mit konkreten Forderunge­n zur Asylpoliti­k geben wird, lässt man offen. Bisher hat man das Thema nicht in den Vordergrun­d gerückt. Zufall war das wohl eher keiner. (uw)

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[ Neos, APA ] Andere Farbe, aber gleicher Inhalt und gleicher Ton: das pinkfarben­e (links) und das neue grüne Wahlplakat.
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