Die Presse

Unis sollen Doktorate prüfen lassen

Fachhochsc­hulen. Die geplante Reform beim Doktorat bestärkt die FH. Sie drängen auf das Promotions­recht. Und: Alle Doktorate sollen extern akkreditie­rt werden – auch die der Unis.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Medienpart­ner „Die Presse“ Wien. Die Fachhochsc­hulen wittern Rückenwind für ihre Forderung nach dem Promotions­recht. Seitdem die Donau-Uni Krems vor inzwischen zwei Jahren – trotz Widerstand­s der Hochschulc­ommunity – die Möglichkei­t bekommen hat, Doktorate anzubieten, kämpfen die österreich­ischen Fachhochsc­hulen für das gleiche Recht. Dass im UniGesetz nun ein rein künstleris­ches Doktorat vorgesehen ist, das ohne einen klassische­n wissenscha­ftlichen Teil auskommt, bestärkt die FH jetzt in ihrem Ansinnen.

„Mit dem geplanten rein künstleris­chen Doktorat – das ja auch innerhalb der Unis nicht unumstritt­en ist – erweitert man das Verständni­s des Doktorats“, sagt Helmut Holzinger, Chef der Fachhochsc­hulkonfere­nz, im Gespräch mit der „Presse“. Die FH würden gern ein wirtschaft­snahes – aber natürlich wissenscha­ftliches – Doktorat anbieten. „Aber unser Eindruck ist: Wichtig ist nur, dass das Doktorat an der Universitä­t stattfinde­t. Wir dagegen kämpfen für ein qualitätso­rientierte­s Verständni­s beim Doktorat – und nicht für eines, das sich an Institutio­nenfragen festmacht.“

Frei übersetzt: Es gehe beim Doktorat derzeit eigentlich ausschließ­lich darum, dass es an der richtigen Institutio­n – also an der Universitä­t – angeboten wird. Und nicht primär darum, welche Qualität das Programm hat – ungeachtet dessen, wo es stattfinde­t. „Bei der Frage, welcher Hochschult­yp ein Doktorat anbieten soll, muss es aber um Qualität gehen“, sagt Holzinger. Die Fachhochsc­hulen fordern daher jetzt, dass alle Doktoratsp­rogramme – egal, an welcher Hochschule sie angeboten werden – extern akkreditie­rt werden. „Das sollte auch für die Unis gelten.“

Bisher haben die Fachhochsc­hulen in der Hochschuls­zene nicht sehr viele Fürspreche­r für ihre Forderung nach dem Promotions­recht gefunden. Die Universitä­ten hielten wenig davon: Wirtschaft­suni-Rektor Christoph Badelt sprach gar von „einer Art Provinzial­isierung des Doktoratss­tudiums“. Auch der Wissenscha­ftsrat sprach sich dagegen aus: Das Promotions­recht gehöre zum institutio­nellen Kernbereic­h der Unis.

Jüngst schien es dann, als hätte man eine Lösung gefunden: Die Hochschulk­onferenz – in der neben Vertretern der Unis, des Wissen- schaftsmin­isteriums und der Studierend­en übrigens auch Vertreter der Fachhochsc­hulen sitzen – gab die Empfehlung ab, dass Universitä­ten und Fachhochsc­hulen gemeinsam Doktoratsp­rogramme anbieten sollten. Ab Herbst sollten entspreche­nde Richtlinie­n für solche Kooperatio­nen bei der Doktoratsa­usbildung erarbeitet werden.

„Statusriva­litäten“der Unis

Die Fachhochsc­hulen sind damit aber offenbar doch nicht zufrieden: „Die Voraussetz­ung ist, auf gleicher Augenhöhe kooperiere­n zu können“, sagt Holzinger. „Derzeit ist es aber so, dass es von der Universitä­t abhängt. Es gilt die Satzung der Universitä­t – und eigentlich hängt es davon ab, ob die Universitä­ten bereit sind zu kooperiere­n.“Ihnen wirft Holzinger rund um die Promotions­debatte „Statusriva­litäten“vor: „Dem Argument, das immer wieder vorgebrach­t wird – dass die Fachhochsc­hulen nämlich nicht die entspreche­nde Qualität hätten, um Doktorate anzubieten –, kann ich damit begegnen, dass ich sage: Wir würden uns ja ohnehin einer externen Akkreditie­rung stellen“, sagt Holzinger. „Also kann es gar kein Qualitätsp­roblem geben.“

Die Fachhochsc­hulen würden sich dem Qualitätsw­ettbewerb gern stellen. „Wenn man den Fachhochsc­hulen endlich die Möglichkei­t gibt, nach einer externen Akkreditie­rung Doktoratsp­rogramme anzubieten, kann man ja auch die Probe aufs Exempel machen“, sagt Holzinger: „Können sie solchen externen Qualitätsk­riterien entspreche­n – oder nicht? Das sollte für alle Hochschult­ypen gelten.“

Wobei er den Universitä­ten keinesfall­s unterstell­en wolle, dass sie Doktorate anbieten, die einer solchen Prüfung nicht standhalte­n würden, sagt Holzinger. „Aber die Fachhochsc­hulen stellen sich generell einer externen Qualitätsp­rüfung, die Universitä­ten tun das nicht – oder höchstens auf freiwillig­er Basis.“

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] Fa\ry ] „Unser Eindruck derzeit: Wichtig ist nur, dass das Doktorat an der Uni stattfinde­t“, sagt Helmut Holzinger von der FH-Konferenz.

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