Die Presse

„Er hat ein Leben gelebt, das er liebte“

Motorsport. Der Unfalltod des Briten Justin Wilson sorgt in der Fahrerszen­e für Unruhe, der Indy-Car-Pilot wurde von Trümmertei­len eines Rennwagens am Kopf getroffen. Der letzte Wunsch des 37-Jährigen war die Organspend­e.

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Long Pond. Justin Wilson hatte keine Chance. Ein Trümmertei­l eines anderen Rennwagens traf den ehemaligen Formel-1-Piloten bei einem Indy-Car-Rennen vergangene­n Sonntag am Kopf. Wenige Wochen nach Jules Bianchi trauert die Motorsport­welt nun um einen weiteren Piloten. Wilson starb am Montag im Alter von 37 Jahren an den schweren Kopfverlet­zungen. Er bestritt 2003 für Jaguar und Minardi eine Saison in der Formel 1; danach wechselte er über die Champ-Car zur Indy-Car-Serie. Er hinterläss­t eine Frau, zwei Kinder.

„Justin war ein liebender Vater und hingebungs­voller Ehemann ebenso wie ein stark wetteifern­der Rennfahrer, der bei seinen Kollegen Respekt genoss“, hieß es in einer Stellungna­hme der Familie. Der Respekt wurde am Tag seines Ablebens offenkundi­g. „Justin war ein großartige­r Mensch und Rennfahrer“, schrieb Ex-Weltmeiste­r Jenson Button auf Twitter. „Die Motorsport­welt ist schon wieder zum Stillstand gekommen.“„Vergangene Nacht hat uns ein sehr guter Mann verlassen“, meinte sein ehemaliger Webber.

Wie Bianchi erlag auch Wilson schweren Kopfverlet­zungen. Der Brite wurde in der 179. von insgesamt 200 Runden von Trümmertei­len des vor ihm fahrenden Wagens von Sage Karam am Kopf getroffen, der mit hoher Geschwindi­gkeit in die Streckenma­uer gekracht war.

Justin

Teamkolleg­e

Mark Auf dem Vier-Kilometer-Kurs in Pennsylvan­ia erreichen die Boliden Geschwindi­gkeiten von mehr als 320 km/h.

„Das ist ein trauriger Tag für Indy-Car, die Motorsport­familie“, sagte Mark Miles, Geschäftsf­ührer des Indy-Car-Besitzers Hulman & Co. Nach dem tödlichen Unfall wurden erneut höhere Sicherheit­s- standards in der Serie gefordert: Auch der Wunsch nach einer geschlosse­nen Kuppel über dem Fahrer wurde bekräftigt. „Autos mit offenem Cockpit sind von Natur aus gefährlich“, sagte Wilsons Teamkolleg­e Ryan Hunter-Reay von Andretti Autosport. „Der Kopf ist exponiert.“Das wäre 2009 beinahe bereits dem Formel-1-Piloten Felipe Massa zum Verhängnis geworden. Der Brasiliane­r wurde im GP von Ungarn von einer vom Auto seines Landsmanne­s Rubens Barrichell­o weggebroch­enen Feder getroffen, lag einige Tage im Koma, erholte sich aber vollständi­g.

Wilson hatte weniger Glück. Er ist der erste Pilot seit Dan Wheldon, der 2011 in einer großen USRennseri­e ums Leben gekommen ist. Der Rennfahrer hat bereits vor seinem Tod klargemach­t, dass er seine Organe spenden würde, um anderen Menschen zu helfen. Das bestätigte sein Bruder: „Er hat nie aufgehört, anderen etwas zu geben und sich um andere zu kümmern. Sogar jetzt nicht. Er war ein Champion, ein Idol. Er hat ein Leben gelebt, das er liebte.“

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[ Reuters] Wilson verstarb am Montag in Long Pond, Pennsylvan­ia.

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