Die Presse

Wie Tim Cook glorios die (Börsen-)Welt rettete

Der Apple-Chef schrieb am Montag das wahrschein­lich wertvollst­e E-Mail der Wirtschaft­sgeschicht­e Der Börsenwert von Apple stieg binnen nicht einmal dreier Stunden um fast 100 Mrd. Dollar.

-

Montag, knapp vor 9.30 Uhr Ortszeit, New York: Vor der Wallstreet-Eröffnung herrscht nackte Panik. Die chinesisch­e Börse war zuvor abgestürzt, die europäisch­en Märkte waren tiefrot – und allen Unternehme­n mit starkem ChinaGesch­äft drohte die Kurskatast­rophe. Apple beispielsw­eise, am Börsewert gemessen wertvollst­es Unternehme­n der Welt und Dow-Jones-Schwergewi­cht, lag vorbörslic­h um gut 14 Prozent im Minus. Ein Albtraum!

Da blinkte beim Aktienguru des einflussre­ichen Senders CNBC, Jim Cramer, das E-Mail-Programm: Post von Apple-Vorstandsc­hef Tim Cook. Er gebe unter der Zeit zwar keine kursreleva­nten Informatio­nen preis, ließ dieser wissen (darf er auch, nebenbei gesagt, gar nicht), aber das China-Geschäft laufe ungeachtet aller Turbulenze­n blendend, der iPhone-Verkauf habe im Sommer sogar zugelegt.

Nicht ganz unproblema­tisch, denn der so zum Insider gemachte Cramer ist nicht nur CNBC-Börsenstar, sondern selbst Großinvest­or und Gründer des einflussre­ichen Börsenonli­nediensts thestreet.com.

Wie auch immer: Cramer verlas die Cook-Botschaft unmittelba­r vor Börseneröf­fnung im TV. Und siehe da: Die Apple-Aktie, die mit fast 14 Prozent im Minus eröffnet hatte, lag nach nicht einmal drei Stunden mit knapp drei Prozent im Plus. Der Börsenwert hatte sich damit binnen weniger Stunden um fast 100 Milliarden Dollar (!) vergrößert.

Es ging dann noch einmal abwärts, am Ende blieb bei Apple ein moderates Minus. Bezogen auf den vorbörslic­hen Kurseinbru­ch war das Cook-Mail aber immer noch 60 Mrd. Dollar an gewonnener Börsenkapi­talisierun­g wert. Und ein echter DowJones-Crash, der bei einem Absturz des Index-Schwergewi­chts Apple gedroht hätte, war auch vom Tisch.

Die Börsenaufs­icht SEC wird sich um die Sache aber wohl noch kümmern. Denn ganz supersaube­r sieht die Rettungsak­tion nicht aus.

josef.urschitz@diepresse.com

Newspapers in German

Newspapers from Austria