Die Presse

Budgetwund­er Deutschlan­d

Milliarden­überschuss. Deutschlan­d hat im ersten Halbjahr einen kräftigen Überschuss von 21,1 Mrd. Euro erwirtscha­ftet.

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Berlin. Der deutsche Staat hat im ersten Halbjahr dank der guten Konjunktur den höchsten Überschuss seit rund 15 Jahren erzielt. Bund, Länder, Kommunen und Sozialvers­icherungen nahmen zusammen 21,1 Mrd. Euro mehr ein als sie ausgaben, wie das Statistisc­he Bundesamt am Dienstag mitteilte. Dies entspricht 1,4 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s.

Damit könnte Deutschlan­d 2015 das zweite Jahr in Folge einen Überschuss schaffen, nach plus 0,3 Prozent 2014. Die Haushalte konnten weiter von einer günstigen Beschäftig­ungs- und Wirtschaft­sentwicklu­ng sowie einer moderaten Ausgabenpo­litik profitiere­n.

Denn steigende Exporte und die Kauflust der Verbrauche­r schoben die Wirtschaft an, die von April bis Juni um 0,4 Prozent zum Vorquartal zulegte. Durch die Rekordbesc­häftigung stiegen die Einnahmen aus der Einkommens­teuer und den Sozialbeit­rägen. Auch Sondereinn­ahmen durch die Versteiger­ung von Mobilfunkf­requenzen im Juni sowie sinkende Zinsausgab­en trugen zum Überschuss bei. Allein der Bund erzielte bis Ende Juni ein Plus von 10,5 Milliarden Euro und strich durch den Verkauf der Mobilfunkf­requenzen 4,4 Milliarden Euro ein.

„Der hohe Überschuss dürfte Begehrlich­keiten wecken, dass der Staat wieder mehr investiert“, sagte Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus. „Es gibt auch großen Investitio­nsbedarf, etwa in der Infrastruk­tur – auch in der digitalen.“Von den Da- ten für die ersten sechs Monate lassen sich aber nur begrenzt Rückschlüs­se auf das Jahreserge­bnis ziehen, da die Einnahmen in der zweiten Jahreshälf­te oft niedriger ausgefalle­n sind.

Steueraufk­ommen gestiegen

Die Einnahmen des Staats stiegen im ersten Halbjahr um 3,7 Prozent auf 662 Mrd. Euro. Das Steueraufk­ommen – als wichtigste Quelle – legte spürbar zu. Die Einkünfte aus Zinsen und Ausschüttu­ngen sanken jedoch um 17,5 Prozent, weil sich der Bundesbank­gewinn fast halbierte. Die Ausgaben wuchsen um 2,1 Prozent auf 640,9 Milliarden Euro. Hier machten sich das 2014 verabschie­dete Rentenpake­t und die Pensionser­höhungen bemerkbar. Insgesamt gewann die größte Volkswirts­chaft der Eurozone leicht an Schwung: Zum Jahresauft­akt hatte es ein Wirtschaft­swachstum von 0,3 Prozent gegeben, im zweiten Quartal dann von 0,4 Prozent. Impulse kamen im Frühjahr vom Außenhande­l, da die Exporte stärker stiegen als die Importe. Auch der private Konsum kurbelte die Wirtschaft an. Die Bürger steigerten ihre Ausgaben um 0,2 Prozent.

Bei vielen Firmen hingegen herrschte Vorsicht: Die Ausgaben für Investitio­nsgüter stiegen im zweiten Quartal nur um 0,1 Prozent. Die größte Sorge bereitet den Unternehme­rn die Entwicklun­g der Absatzmärk­te. Hier gibt es größere Fragezeich­en, wie gerade die Entwicklun­g in China und anderen Schwellenl­ändern zeigt. (ag.)

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[ EPA ] Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble hat den deutschen Haushalt fest im Griff.

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