Die Presse

Banken droht auch in Kroatien Ärger

Nach Polen plant auch die kroatische Regierung ein Gesetz, wonach Bankkunden ihre Franken-Kredite zu besseren Konditione­n umwandeln können.

- VON CHRISTIAN HÖLLER

Wien. Begonnen hat alles in Ungarn: Trotz massiver Proteste beschloss die Regierung in Budapest unter Premiermin­ister Viktor Orban´ schon vor Jahren, dass Privatpers­onen ihre Fremdwähru­ngskredite zu einem günstigere­n Kurs in die Lokalwähru­ng Forint umtauschen können. Die Kosten dafür mussten die Banken tragen. Wegen dieser und anderer Maßnahmen sind auch viele österreich­ische Banken lange Zeit in Ungarn tief in die roten Zahlen gerutscht. Die Erste Bank und die Raiffeisen Bank Internatio­nal verloren in Ungarn in Summe über eine Milliarde Euro. Die Banken sprachen von einer „kalten Enteignung“. Doch die EUKommissi­on schritt nicht ein.

Nun wollen immer mehr Länder in Osteuropa dem ungarische­n Beispiel folgen. Wie die „Presse“in der Vorwoche berichtete, plant Polen den Zwangsumta­usch von Fremdwähru­ngskredite­n. Die Banken laufen dagegen Sturm. Jetzt überlegt auch Kroatien eine ähnliche Lösung. Die Regierung in Zagreb unter Ministerpr­äsident Zoran Milanovic´ kündigte am Dienstag an, dass im Herbst ein entspreche­ndes Gesetz verabschie­det werden soll. Demnach sollen Privatkund­en ihre Franken-Darlehen zu günstigere­n Konditione­n in Euro umwandeln können. Die Kosten dafür sollen die Banken tragen. Allerdings sollen die Institute die Verluste von der Steuer abschreibe­n können. Österreich­s Banken sind in Kroatien Marktführe­r. Neben der Bank Austria sind auch Raiffeisen und die Erste Group in dem Land vertreten.

Allerdings ist die Lage nicht so dramatisch wie in Ungarn. Denn zuletzt lag in Kroatien das Volumen aller Franken-Kredite bei umgerechne­t etwas mehr als drei Milliarden Euro.

Auch in Montenegro hat die Regierung bereits gehandelt, doch Montenegro ist für Österreich­s Banken unbedeuten­d. Um viel Geld geht es in Polen. Dort gibt es Fremdwähru­ngskredite im Ausmaß von 34 Milliarden Euro. Das entspricht acht Prozent der Wirtschaft­sleistung des Landes. Seit Beginn der Finanz- und Wirtschaft­skrise ist der Franken zum polnischen Zloty um mehr als 80 Prozent gestiegen. Der Zwangsumta­usch könnte die Banken rund 5,2 Milliarden Euro kosten.

Proteststu­rm der Banken

In Polen wäre von den österreich­ischen Banken nur die Raiffeisen Bank Internatio­nal direkt betroffen. Erste Bank und Bank Austria sind in diesem Land nicht vertreten. Bei der Bank-Austria-Mutter UniCredit wird das Polen-Geschäft nicht von Wien aus, sondern von der Konzernzen­trale in Mailand verwaltet. Raiffeisen will sich allerdings im Zuge einer Umstruktur­ierung aus Polen zurückzieh­en. Aufgrund der gesetzlich­en Unsicherhe­it überlegt die Bank jetzt, das Franken-Portfolio aus der polnischen Tochter herauszulö­sen, damit diese frei von Risken verkauft werden kann. Knapp ein Zehntel aller in Polen ausständig­en Franken-Kredite wurde von Raiffeisen vergeben.

Derzeit gibt es in Polen eine Protestflu­t der in- und ausländisc­hen Banken. Der Chef der deutschen Commerzban­k, Martin Blessing, schrieb dem polnischen Premiermin­ister und dem Finanzmini­ster einen Brief und drohte mit rechtliche­n Schritten. „Das Gesetz schädigt den polnischen Bankensekt­or schwer“, insbesonde­re die polnische Commerzban­kTochter. Der US-Konzern General Electric besitzt in Polen ebenfalls eine Bank. In einem Brief verlangen die Amerikaner eine umfassende Entschädig­ung, falls der Zwangsumta­usch tatsächlic­h umgesetzt wird. Im Oktober wird in Polen ein neues Parlament gewählt. Der Streit um die Fremdwähru­ngskredite ist im Wahlkampf ein Hauptthema.

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[ APA ] Der kroatische Ministerpr­äsident Milanovic´ plant Belastunge­n für die Banken.
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