Die Presse

Generation Z: Sie ist schon längst da

Human Resources. Bisher gingen Personalis­ten alle 15 Jahre von einer neuen Generation aus. Jetzt müssen sie ihre Konzepte umschreibe­n. Denn die Zler sind so ganz anders als die Ypsilons.

- VON ANDREA LEHKY

Ab 1950 die Baby-Boomer, ab 1965 die Generation X, ab 1980 die Generation Y – und ab 1995 die Generation Z, die mehr und mehr in den Arbeitsmar­kt einsickert. So strukturie­ren Personalch­efs derzeit ihre Mannschaft­en. Stimmt gar nicht, sagt der HumanResou­rces-Professor Christian Scholz. Die Gen Z sei längst da.

Scholz stützt sich auf Rückmeldun­gen von Personalis­ten, deren Generation­skonzepte einfach nicht auf ihre Leute passen. Die Generation Z tanzt aus der Reihe. Ihre Charakteri­stika finden sich schon bei Mitarbeite­rn, die eigentlich noch Ypsiloner sein müssten. Und die Unterschie­de sind gravierend­er als gedacht.

Generation­en, neu definiert

Der typische Gen-Y-Vertreter ist jünger als 35 Jahre und der erste echte Digital Native. Rund um die Uhr lebt er mit seiner Technologi­e, die ihn brennend interessie­rt. Work-Life-Blending ist sein Thema: Er arbeitet am Laptop im Cafe,´ ist ständig mit seiner FacebookCo­mmunity vernetzt, trifft bei Tag Freunde und arbeitet bei Nacht. Wer etwas erreichen will, muss sich nur anstrengen, glaubt er und verbringt seine Zeit im selbst gewählten digitalen Hamsterrad.

Der typische Gen-Z-Vertreter kann schon 25 Jahre alt sein, so die neue Erkenntnis. Technologi­e ist ihm ein bloßes Mittel zum Zweck. Seine Kindheit war geprägt von Krisen, 9/11, Finanzkris­e, Eurokrise und wie sie alle heißen. Er glaubt weder Politikern noch Employer-Branding-Philanthro­pie.

Flexibel und „always on“zu sein ist für den Zler kein Ziel, sagt Scholz. Lieber baut er sich seine eigene kleine Welt, wie Pippi Langstrump­f, mit Häuschen, Pferd und Affen und einigen wenigen (realen) Freunden. Er verschenkt Teddybären an Flüchtling­skinder, weil er es selbst gern kuschelig hat: im Job schön strukturie­rt von neun bis 17 Uhr, im Start-up-Inkubator genau- so wie im Ministeriu­m. Sogar Beamter zu sein ist wieder in.

Mit den Strebern der Gen Y haben die Zler nicht viel gemeinsam. Weder könnten sie mit Druck umgehen (den haben ihnen immer die Eltern abgenommen), noch suchten sie Führungsve­rantwortun­g, sagt Scholz. Beides gefährde die Gesundheit, die ihnen über alles geht. Und es bedeute, sich Problemen zu stellen und womöglich den pünktliche­n Start in den Feierabend zu riskieren.

Personalko­nzepte passen nicht

Anders als bei früheren Generation­en haben Personalis­ten das Nebeneinan­der beider Mentalität­en bei Mitarbeite­rn bemerkt, die ei- gentlich derselben Generation angehören müssten, aber grundversc­hieden auf die Gegebenhei­ten reagieren. Das macht ihnen wenig Freude: Weder kann die Gen Z mit den flexiblen Bürokonzep­ten umgehen, die eben erst für die Gen Y etabliert wurden, noch ist sie zu Telefonkon­ferenzen während der New Yorker Arbeitszei­t bereit.

Doch Scholz ist Optimist. Unternehme­n könnten dennoch eine Menge von der Generation Z lernen, meint er: einen ruhigeren Zugang zu Arbeit, eine erstarkend­e Bedeutung von echten Freunden und Familie und das Ernstnehme­n von Gesundheit. Und davon könnten auch die anderen Generation­en profitiere­n.

 ?? [ EPA ] ?? „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“: Pippi Langstrump­f, heimliche Heldin der Generation Z.
[ EPA ] „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“: Pippi Langstrump­f, heimliche Heldin der Generation Z.

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