Schauplatz des Schönen
Interieur-Event. „Die Presse“veranstaltet bis Sonntag im MAK zum dritten Mal ihre Designmesse. Im Fokus steht die Rückbesinnung auf das Handwerk.
Die Design 2015 beginnt genau genommen schon vor der Tür des MAK: Zwei imposante SUVs aus dem Hause Volvo thronen zu beiden Seiten des Eingangs. Fast als würden einen die Autos begrüßen und zeigen wollen: Sehen Sie her, Design kann vielerlei Gestalt annehmen. Dieses Credo atmet die gesamte Messe, die heuer zum dritten Mal von der „Presse“veranstaltet wird: Hier wird Design präsentiert, und zwar gutes – ob es nun in Gestalt von Autos, Ledercouchen, einer Sauna oder Lampe in Erscheinung tritt.
Und immer ist diese Botschaft gepaart mit der Rückbesinnung auf das Handwerkliche, das Unikat, das Selbstgemachte im digitalen Zeitalter. Doch zurück zu Volvo: Der ausgestellte XC90, so Harald Antlanger, passe hervorragend auf die Design 2015. „Der ganze Innenraum ist von Handwerkskunst inspiriert“, angefangen von der raren schwedischen Flammenbirke bis hin zum händisch vernähten Nappaleder.
Hat man die skandinavische Eleganz einmal hinter sich gelassen, empfangen einen gleich zur Linken der Festtreppe wohnliche Waldviertler Maßanfertigungen von Blumberger. Chef Reinhart Blumberger erzählt von dem „Problem“, fast nur Sonderanfertigungen zu machen. So habe man auf Drängen der Kunden neuerdings eine erdige Waldviertel-Kollektion aufgelegt, sagt er und streicht liebevoll über einen dunklen Massivholztisch aus ebendie- ser. „Wir wollen Möbeln eine Seele geben“, so Blumberger. Dennoch: Funktional müssen sie immer sein. So wie seine Kücheninsel, die er ebenfalls auf der Design 2015 ausstellt. Ihr eigen: Kochfelder der Marke Bora mit einem seitlichen Dunstabzug, der die Kochgerüche elegant nach unten abzieht.
Prückel-Luster und sündiges Glas
Nicht weit von Blumberger hat die 1823 gegründete ehrwürdige Glasmanufaktur Lobmeyr ihre Zelte aufgeschlagen und zeigt: Die Handwerkskunst der Wiener Moderne ist alles andere als ein museales Relikt. Zeitlose Stücke wie Oswald Haerdtls neu aufgelegter Fünfzigerjahre-Luster aus dem gegenüberliegenden Cafe´ Prückel gesellen sich zu Glaskunstwerken von Stefan Sagmeister. Der österreichische Grafikdesigner, der selbst gerade eine Ausstellung im MAK gestaltet hat, spann für Lobmeyr einen Entwurf des berühmten Adolf Loos weiter und bannte die sieben Todsünden und sieben Tugenden formvollendet auf Trinkgläser. „Besinnung auf die Vergangenheit eines lebendigen Wiener Unternehmens“, nennt Andreas Rath von Lobmeyr diesen Designspagat zwischen den Zeiten.
Auch im ersten Stock des MAK drängt sich ein Designerstück an das nächste. Schließlich geben sich mittlerweile mehr als 50 heimische und internationale Aussteller drei Tage lang am Stubenring die Ehre. Das überspannte die Kapazitäten des in den vergangenen zwei Jahren bespielten Erdgescho- ßes. Zu den Blickfängen in der Beletage des MAK zählt die Küche LIN der Tischlerei Prödl, die beim Begriff Maßanfertigung mit ihrer markanten Linienführung neue Maßstäbe setzt. Gut in Szene gesetzt vor einem flammend roten Teppich der Galerie Geba, mit der sich die Steirer den Stand in Design-Symbiose teilen. Wenn man Juniorchef Matthias Prödl nach seinem Begriff von Handwerk fragt, folgt eine Antwort, die wohl alle im MAK Versammelten unterschreiben würden: „Handwerk ist das, was man in der heutigen Welt nicht digitalisieren kann. Es ist traditionell-innovativ.“
Noch bis Sonntag können sich Besucher von Tradition und Innovation der ausgestellten Stücke überzeugen und bei Talks, Diskussionsrunden und Workshops tiefer in Designs eintauchen. Etwa bei der Sonntagsmatinee, bei der renommierte Architekten wie Martin Lesjak (13&9 Design, Innocad Architekten) oder Kathrin Aste (Laac Architekten) kreative Zukunftsperspektiven entwickeln und der Gretchenfrage nachgehen: Was ist Design heute?