Die Presse

Schelling nimmt Bankensteu­er ins Visier

Abgabe. Die UniCredit will das Osteuropa-Geschäft aus steuerlich­en Gründen aus Österreich abziehen. Finanzmini­ster Schelling verspricht nun eine steuerlich­e Lösung in Etappen. Doch die SPÖ muss noch überzeugt werden.

- VON HANNA KORDIK

Wien. Die Nachricht war erwartet worden, schlug aber am Mittwoch dennoch wie eine Bombe ein: Die italienisc­he UniCredit, Mutter der österreich­ischen Bank Austria, wird bis Ende 2016 das Geschäft in Zentral- und Osteuropa von Wien abziehen. Es wird nach Mailand transferie­rt.

Ein echter Paukenschl­ag – auch politische­r Natur. Denn die Italiener haben sich aus steuerlich­en Gründen zu diesem gravierend­en Schritt entschloss­en: Mit der Absied- lung des Ostgeschäf­ts ersparen sie sich jede Menge Bankensteu­ern. Die österreich­ische Variante dieser Abgabe ist nämlich eine der höchsten in Europa – jährlich müssen alle Institute 640 Millionen Euro bezahlen.

Der am Mittwoch verkündete drastische Schritt hat die heimische Politik offenbar in Alarmzusta­nd versetzt. ÖVP-Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling hat zwar bereits Mitte Oktober verkündet, er sei bei der Bankenabga­be „zuversicht­lich, eine gute Lösung zu finden“. Gestern, Freitag, ging er im Gespräch mit der „Presse“einen Schritt weiter. „Wir arbeiten an einer Lösung“, kündigte der Finanzmini­ster an. „Wir führen Gespräche mit Bankvertre­tern über mögliche Lösungen“, ergänzte er. Und: „Wir werden Gespräche mit dem Koalitions­partner SPÖ führen.“

Dem Vernehmen nach liegt ein fertiges Konzept bereits bei der SPÖ – was Schelling allerdings nicht bestätigen wollte. Die Sache ist ja auch denkbar heikel: Die SPÖ ist seit jeher aus ideologisc­hen Gründen für die Bankensteu­er. Mehr noch: Die doch recht üppigen Gelder fließen nicht – wie in Deutschlan­d – in den Bankeninso­lvenzfonds, son- dern werden zum Stopfen von Budgetlöch­ern verwendet.

Gut möglich allerdings, dass die SPÖ mittlerwei­le mit sich reden lässt: Von der UniCredit-Entscheidu­ng sind immerhin 700 Mitarbeite­r betroffen.

Schelling betonte gegenüber der „Presse“, dass es im Zuge von Änderungen bei der Bankensteu­er „nicht sein kann, dass ich ein riesiges Budgetprob­lem bekomme. Aber die Wettbewerb­sfähigkeit der Banken muss gewährleis­tet sein.“Er stellte eine „Etappenlös­ung bis 2018/19“in Aussicht.

Die österreich­ische Bankensteu­er ist derzeit rund zehnmal so hoch wie jene Deutschlan­ds. Was auch daran liegt, dass sie sich hierzuland­e an der Bilanzsumm­e orientiert, in Deutschlan­d sind die Erträge Steuerbeme­ssungsgrun­dlage.

Wahrschein­liches Modell

Über mögliche Änderungen der Steuer gibt es nur Mutmaßunge­n. Doch da heimische Banken immer wieder den Umstand beklagen, dass sie heuer auch noch zusätzlich­e 360 Millionen Euro für den von der EU vorgeschri­ebenen Abwicklung­s- und Sicherungs­fonds bezahlen müssen, scheint folgende Variante am wahrschein­lichsten: Der Betrag wird (zumindest teilweise) von der österreich­ischen Bankenabga­be abgezogen werden dürfen.

Schon im September dieses Jahres war die Bundesregi­erung kurz davor, dieses Modell zu beschließe­n. Die Banken hatten mit Unterstütz­ung der ÖVP den entspreche­nden Vorschlag erarbeitet. Vereinbart worden war in diesem Zusammenha­ng auch, dass die Geldinstit­ute in einen speziellen Fonds für Klein- und Mittelunte­rnehmen einzahlen. Die Unternehme­n hätten sich damit Geld zu günstigen Konditione­n für Investitio­nen leihen können.

Mit mächtigen Arbeitnehm­ervertrete­rn hatte es damals schon eine Einigung gegeben, weil diese den Vorschlag auch als wichtiges Mittel zur Konjunktur­belebung gesehen hatten. Es musste nur mehr die SPÖ-Spitze überzeugt werden.

Doch dann wurde der schöne Plan publik und das innenpolit­isch beliebte Spiel nahm seinen Lauf: Die SPÖ winkte ab, ganz offiziell.

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