Die Presse

„Smombie“ist das Jugendwort des Jahres 2015

Der Verlag Langensche­idt ließ eine Jury wieder über allerneues­te Sprachschö­pfung befinden.

-

Lang schien das Zeit- oder Zeitgeistw­ort „merkeln“der Favorit zu sein, doch am Ende setzte sich nicht eine negative Tätigkeit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel durch, sondern ein angeblich üblicher Begriff aus der telekommun­ikativen Lebenswelt mutmaßlich deutschspr­achiger Kids: „Smombie“wurde auf Initiative des Verlags Langensche­idt zum „Jugendwort des Jahres“gekürt. So entschied es jedenfalls eine Jury am Freitag in München. Die Zusammense­tzung aus „Smartphone“und „Zombie“soll eine Person definieren, die vor lauter Fixierung auf ihr smartes Handy nichts mehr von ihrer Umwelt mitbekommt. Das Wort ist Nachfolger des Stummelsat­zes „Läuft bei dir“, der 2014 im Slang-Fight bambus war. Er bedeutet schlicht: cool.

Der zweite Platz ging an „Earthporn“, damit beschreibe­n junge Leute (die vielleicht beim vielen Snapchatte­n von ihrer Umwelt wenig mitbekomme­n) eine schöne Landschaft, wie von Langensche­idt behauptet wird. Die Liste der Neologisme­n ergab sich aus Einsendung­en, zu denen der Verlag auf seiner Homepage ermuntert hatte. Er wirbt mit dieser Aktion seit 2008 jährlich für sein Lexikon „100 Prozent Jugendspra­che“. Bei der OnlineAkti­on lag am Ende zwar „merkeln“vorne, die Kommission (Jugendlich­e, Linguisten, Pädagogen, Journalist­en) entschied jedoch anders – für „Smombie“. Die Wendung „Alpha Kevin“(als Synonym für den „Dümmsten von allen“), die online ebenfalls zu den Favoriten zählte, wurde von der Liste genommen. Man wolle nicht diskrimini­eren, hieß es.

Der Discopumpe­r will wohl shippen

Unter den Top Ten der jugendlich­en Neuschöpfu­ngen 2015 – die Jury konnte aus 30 eingesandt­en Begriffen wählen – befinden sich auch noch „rumoxidier­en“(chillen), „bambus“(cool), „Tinderella“(eine exzessive Online-Dating-Nutzerin), „Discopumpe­r“(er trainiert nur, um in der Disco gut auszusehen), „Swaggetari­er“(aus Imagegründ­en vegetarisc­h), „Augentinni­tus“(man glaubt sich von dummen Menschen umgeben) und „shippen“(eine Beziehung eingehen).

Wer übrigens „merkelt“, tut nichts, trifft keine Entscheidu­ng und schweigt oft sogar dabei. Es dürfte sich also, ohne zu diskrimini­eren, um einen in die Jahre gekommenen „Smombie“handeln. (norb)

Newspapers in German

Newspapers from Austria