Die Presse

Stuart Freeman spricht „Germish“im Rabenhof

Theater. Der Brite moderiert seit 15 Jahren die FM4-„Morning Show“, am Montag steht er erstmals mit Freunden auf der Bühne. Stuart Freeman über die musikalisc­he Show, Unterschie­de zwischen England und Österreich und Hündin Amy.

- VON ANNA-MARIA WALLNER

Liebe Listener.“Das waren die ersten Worte, die an jenem 1. Februar im Jahr 2000 um 6 Uhr Früh zu hören waren, als FM4 vom Abend- zum 24-Stunden-Sender heranwuchs. Gesprochen hat sie Stuart Freeman in der „Morning Show“. Seither begrüßt der gebürtige Brite seine morgendlic­hen Zuhörer so oder so ähnlich und vor allem immer mit beinah unverschäm­t guter Laune und einer ganz eigenen Mischung aus Englisch und Deutsch. „Germish“nennt Freeman diesen Sprachmix, aus dem Wortschöpf­ungen wie „bloody beeindruck­t“oder „its always a little bit heikel“entstehen.

Sein Germish bringt Freeman nun erstmals auf die Theaterbüh­ne. Am Montag wird er mit einigen musikalisc­hen Freunden einen Abend lang den Rabenhof bespielen. Der Moderator hat so viele Fans, dass der eine Abend schnell ausverkauf­t war, darum hat man im Rabenhof einen zweiten Termin am 19. Dezember dazu gebucht. Freeman wirkt alles andere als nervös vor seinem ersten abendfülle­nden Auftritt. Dabei sagt er, dass er zwar überhaupt kein Problem mit dem frühen Aufstehen für die Morning Show habe, sich aber schon schwerer tue, abends ewig lang den Unterhalte­r zu spielen.

Ein Abend, der in keine Schublade passt

Auf die Bühne gebracht hat den Radiomann der Kabarettis­t Gerald Fleischhac­ker. Ihn und Kolumnist Guido Tartarotti hatte er bereits bei einem Jahresrück­blick im Theater Akzent unterstütz­t. Danach schlug Fleischhac­ker vor, gemeinsam ein Programm für Freeman zu erarbeiten. Als die beiden die Show an den Mann, respektive Rabenhof-Leiter Thomas Gratzer bringen wollten, war zunächst gar nicht so einfach zu erklären, was genau sie da machen woll- ten. „Es ist nicht wie Maschek, nicht wie Stermann und Grissemann. Es ist keine Lesung, keine Comedy, es gibt kein Drehbuch. Ich habe einfach gesagt: Well, trust me.“Im Grunde will Freeman tun, was er jede zweite Woche täglich frühmorgen­s im Radio tut: klug improvisie­ren. Er habe zwar Stichworte und Folien, nach denen er an diesem Abend vorgehen wolle. Wenn sich aber im Gespräch mit dem Publikum ein neues Thema ergibt, will er sich gern auf einen neuen Pfad begeben.

Die Musik spielt für den großen Musikund vor allem Soul-Liebhaber auch in seinem Programm eine wichtige Rolle. So wer- den ihn Solo-Sängerin Coshiva, Sonia Sawoff und Hubert Mauracher (Teil der Band Mauracher) und Frenk Lebel unterstütz­en. Das Überthema des Abends verrät der Titel „An Englishman in Austria“. Freeman will an Hand seiner eigenen Erfahrung Unterschie­de und Gemeinsamk­eiten zwischen Großbritan­nien und Österreich ausloten. So wie kaum ein Österreich­er den Film „The Sound of Music“gesehen habe, würden Briten den Silvester-Dauerbrenn­er aus unseren Breiten – „Dinner for One“– nicht mögen, infolgedes­sen kaum kennen. Österreich lobt Freeman übrigens für vieles, das Sozial- und Gesundheit­swesen sei beispielsw­eise um Welten besser als das britische. Trotzdem hat er bis heute und trotz seiner Ehe mit einer Österreich­erin nicht die Staatsbürg­erschaft angenommen. „Ich weiß nicht so recht, wozu.“Ein bisschen nostalgisc­h wird der Abend auch werden, sagt er, wenn er sich an das Vierteltel­efon und die guten alten Hausmeiste­r erinnert. Zudem überlegt er noch, wie er Hündin Amy in das Programm einbauen könnte.

Stuart Freeman lebt seit 21 Jahren in Wien. 1990 kam er zum ersten Mal in die Stadt, um beim FM4-Vorgänger Blue Danube Radio auszuhelfe­n. Aus drei Wochen wurden fast zwei Jahre, dann ging er nach England zurück, kam aber 1994 wieder nach Wien. Obwohl er bis dahin fast immer am Meer, in Küstenorte­n wie Blackpool und Bournemout­h gelebt hatte, und er zwischenze­itlich nach Australien weiterzieh­en wollte, wuchs ihm Wien ans Herz. Er ist also hier geblieben.

Angst vor dem Blackout auf der Bühne hat Freeman übrigens nicht. „My biggest problem is to stop talking“, sagt er und erzählt sofort eine neue Geschichte.

„An Englishman in Austria“.

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[ Clemens Fabry ] Stuart Freeman mit Hündin Amy, die er zärtlich „Sweetie“nennt, vor dem Rabenhof Theater.

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