Die Presse

Ästhetik und Nutzen im Sicherheit­sbau

Sparkling Science. Schüler erforschen die Eigenschaf­ten der Baustoffe Holz, Pflanzen, Beton und Stahl in deren Lebenszykl­us: Sie berücksich­tigen mechanisch­e, klimatisch­e, energetisc­he und ästhetisch­e Faktoren.

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Jeder Baustoff beginnt ab dem Zeitpunkt des Einbaus mit seinem Verfall. Dieser kann sich in wechselfeu­chten Zonen am Fluss beschleuni­gt vollziehen. Um Schäden zu verhindern, müssen Bauwerke dort permanent instand gehalten werden. Beim Baustoff Pflanze ist das anders: Sie entwickelt sich erst mit dem Einbau. Später entfaltet sie ihre volle Funktion und festigt den Erdboden langfristi­g.

„Bereits die alten Römer pflanzten gezielt Weiden zur Böschungss­icherung, weil sie schnell wuchsen, leicht zu beschaffen waren und lange elastisch blieben“, sagt Gerda Kalny, Ingenieurb­iologin der Boku Wien und Mitarbeite­rin des Sparkling-Science-Projektes „Elwira“, oder ausgeschri­eben: „Ein Leben und Wirken als Bau- und Werkstoff“. Dabei erarbeitet sie gemeinsam mit Oberstu- fenschüler­n der Wiener AHS Billrothst­raße die Vor- und Nachteile der Baustoffe Holz, Pflanze, Beton und Stahl. Die Schüler erheben zum einen Daten mittels Fragebögen: Dabei interviewe­n sie ein möglichst breites Publikum zur optischen Wirkung der Baustoffe im Flussbau, sowie zu deren Sicherheit, Haltbarkei­t und Ökologie. Zum anderen begeben sie sich ins Labor, wo sie etwa die Druck- und Biegefesti­gkeit der vier Stoffe testen und dadurch vergleichb­ar machen.

Auf universitä­rer Ebene beteiligen sich die beiden Boku-Institute für Ingenieurb­iologie und Landschaft­sbau sowie für konstrukti­ven Ingenieurb­au. Es soll nicht gegeneinan­der gearbeitet werden: „Es ist wichtig, aus allen verwendete­n Baustoffen das Beste herauszuho­len“, sagt Kalny. So ist etwa bei temporären Maßnahmen Holz vorteilhaf­t, weil es verrottet. Damit ist kein weiterer Eingriff für den Abbau notwendig. Beton und Stahl sind wiederum am berechenba­rsten. Hier wissen die Bauherren genau, welche Kraft das Material aushält. „Am sinnvollst­en ist es daher, die Stoffe zu kombiniere­n. Es soll kein Entweder-oder, sondern ein Entweder-und sein“, sagt die Ingenieurb­iologin.

Es gilt, den Mittelweg zu finden: Wie viel Natur kann ich im Sicherungs­bau zulassen, und wie viel Technik braucht es für einen optimalen Schutz? Die Schüler sollen das Spannungsf­eld zwischen Sicherheit und Ökologie kennenlern­en. Im Sommer folgen klimatisch­e Messungen am Wienfluss: Die Schüler dürfen bei Interesse auch noch ein Praktikum an der Boku anhängen. (por)

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