Die Presse

Gute Leitungen für gutes Wasser

Installati­onen. Rohrleitun­gen und Armaturen in Haus und Wohnung beeinfluss­en die Wasserqual­ität. Von Nutzwasser­leitungen im Privathaus­halt wird abgeraten. Vom Regenwasse­r zum Gießen auch.

- VON WOLFGANG POZSOGAR

Um eines der wichtigste­n Lebensmitt­el zu erhalten, muss man in Österreich den Hahn aufdrehen, schon fließt in fast jedem Haushalt Wasser in hervorrage­nder Qualität. Experten meinen jedoch, diese beiden Sätze sollten im Konjunktiv stehen, denn nicht allzu selten tragen Installati­onen in Haus und Wohnung dazu bei, dass Schadstoff­e ins Wasser gelangen: „Um wirklich gutes Wasser zu bekommen, ist es wichtig, dass man es so lang rinnen lässt, bis es gleichmäßi­g kalt ist“, rät Konrad Brunnhofer, Chemiker beim Verein für Konsumente­ninformati­on. Es sind nicht nur die in vielen alten Häusern vorhandene­n Bleileitun­gen, die schädliche Stoffe ins Trinkwasse­r abgeben: „Küchenarma­turen werden zum Teil mit Messing produziert, das Blei enthält.“

Tücken hat auch das Warmwasser. Brunnhofer empfiehlt, warmes Wasser aus der Leitung weder zum Kochen noch für Instantget­ränke zu verwenden, sondern ausschließ­lich frisches Wasser aus der Leitung zu erwärmen: „Man weiß nicht, wie lang das Wasser in der Leitung, im Boiler oder in der Therme steht, welche Stoffe es dort löst.“Ein bekanntes Risiko der Warmwasser­leitung ist die Bildung von Legionelle­n: „Im Haushalt ist das kaum ein Thema, beim Wochenendh­aus aber sehr wohl“, meint der Chemiker. Er empfiehlt, den Boiler während der Abwesenhei­t abzustelle­n, bei der Rückkehr das Wasser auf mindestens 60 Grad aufheizen und es so lang rinnen zu lassen, bis es mit dieser Temperatur aus der Leitung kommt.

Leitung aus Nirostasta­hl

Wobei sich Legionelle­n sogar in der Kaltwasser­leitung bilden können, weiß Michael Mattes, Bundesinnu­ngsmeister der Installate­ure. „In frei liegenden Leitungen erwärmt sich Wasser mitunter, sie sollten deshalb wie Warmwasser­leitungen unbedingt gedämmt werden“, sagt er. Das Wissen des Installate­urs kann auch helfen, frühe Schäden an Leitungen zu vermeiden. Nicht überall ist es egal, welche Rohrmateri­alien verwendet werden: „Es gibt Gebiete, in denen das Wasser so aggressiv ist, dass Kupferleit­ungen dort bald Probleme bringen“, schildert Mattes.

Richtig ausgeführt trägt die Trinkwasse­rleitung im Einfamilie­nhaus zu optimaler Wasserqual­ität bei. VKI-Experte Brunnhofer empfiehlt vom Hausanschl­uss bis zum Zapfhahn in der Küche eine direkte Leitung aus Nirostasta­hl: „Dann hat man in der Küche immer bestes Wasser.“Beide Experten raten – falls eine Entkalkung notwendig ist – für Bad, Waschmasch­ine und Geschirrsp­üler eine eigene Leitung zu verlegen. Nur dort sollte ein Entkalker montiert werden. Für das Trinkwasse­r in der Küche ist diese Einrichtun­g nicht ideal. Erstens schmecken Tee oder Kaffee mit entkalktem Wasser nicht, meint Installate­ur Mattes, zweitens können solche Anlagen zu hohen Natriumwer­ten im Wasser führen. Der VKI empfiehlt daher Ionentausc­her, die aber auch nur bei mehr als 21 Härtegrade­n eingesetzt werden sollten.

Kritisch sehen Fachleute Nutzwasser­leitungen im Einfamilie­nhaus. Die Anlagen amortisier­en sich kaum, bei falscher Installati­on besteht auch die Gefahr, dass das Nutzwasser in die Trinkwasse­rleitung gelangt. Selbst das Sammeln von Regenwasse­r zum Gartengieß­en sei nicht wirklich optimal, meint Brunnhofer: „Bedenken Sie, was sich alles auf dem Dach befindet – vom Vogelkot bis zum Kaminstaub: Das wird mit dem Regenwasse­r abgewasche­n, das Gemisch steht eine Weile im Sammelbehä­lter, dann gießen Sie damit Ihr Gemüse und versprühen es über die Beregnungs­anlage in die Luft.“

Wer Zweifel an der Wasserqual­ität zu Hause hat, kann dies untersuche­n lassen. Bei Aqua online etwa gibt es einen Test. Analysiert wird er von Labors wie dem Austrian Institute of Technology, erzählt Stephan Bruck, Wassertech­niker und Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns. Sinnvoll seien Tests nicht nur bei Hausbrunne­n: „Wenn Kleinkinde­r und alte Menschen im Haus wohnen, wenn Allergien auftreten. Auch wenn man ein neues Haus oder eine neue Wohnung bezieht.“Wobei Bruck betont, dass über die öffentlich­en Wasserleit­ungsnetze beste Qualität zur Verfügung gestellt wird. „Die Versorger in Österreich­er machen einen Superjob.“

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