Die Presse

Kleine Tiger des Fernen Ostens

Trendwende. Während Chinas Abschwung auch im Südosten Asiens seine Spuren hinterläss­t, könnte das geplante USHandelsa­bkommen TPP der Region neuen Schwung verpassen.

- VON RAJA KORINEK

Das geplante Handelsabk­ommen TPP mit den USA könnte dem Südosten Asiens neuen Schwung verpassen.

Wien. Die Auswirkung­en des Wirtschaft­sabschwung­s in China waren weltweit zu spüren. Auch der Südosten Asiens blieb davon nicht verschont. Eine Region, in der sich im August 1967 Länder wie Malaysia, Thailand und Indonesien zu ASEAN zusammensc­hlossen – zur Vereinigun­g der südostasia­tischen Nationen. Inzwischen umfasst das Wirtschaft­sbündnis zehn Nationen mit mehr als 600 Millionen Einwohnern und einem BIP von fast 2,5 Billionen Dollar. Das macht ASEAN zum weltweit drittgrößt­en Wirtschaft­sraum. Das stärkste Wachstum dürfte heuer Myanmar mit 8,3 Prozent aufweisen, das geringste Singapur mit drei Prozent. Einzig in Brunei könnte es ein Minus geben. Das geht zumindest aus den Schätzunge­n des Internatio­nalen Währungsfo­nds hervor. Poten- zial ist damit allemal vorhanden. Freilich: Dem heftigen Knick an Chinas Börsen im August konnten sich auch die ASEAN-Nationen nicht entziehen. Doch gerade der Rücksetzer könnte nun eine Kaufgelege­nheit bieten. Schließlic­h ist die Region breit aufgestell­t.

Viel Potenzial auf Philippine­n

Vor allem aber dürfte sie demnächst auch vom geplanten USFreihand­elsabkomme­n TPP (Transpazif­ische Partnersch­aft) profitiere­n, zeigt Richard Yang von Nexus Investment Advisors auf. Zu den wichtigste­n Punkten des TPP zählt etwa das Streichen von Zöllen im Textilsekt­or sowie die Erleichter­ung von Investitio­nen. Allerdings unterzeich­nen nicht alle ASEAN-Nationen das Abkommen. Zu den Fixstarter­n gehören Singapur, Vietnam und Malaysia. „Gerade die zwei letzten Länder zählen dabei zu den größten US-Handelspar­tnern“, betont Jalil Rasheed, Portfoliom­anager ASEAN Equity Fund. Singapur hat sich hingegen zu einem blühenden Finanzzent­rum etabliert, wie Yang unterstrei­cht. Nicht ohne Grund ist der Sektor in entspreche­nden Branchenfo­nds gut vertreten.

Im Amundi Funds Equity ASEAN macht die United Overseas Bank eine der größte Positionen aus. Die Bank bietet eine breite Palette an Finanzdien­stleistung­en an, und das in rund 18 Ländern. Chancen ortet man aber auch im Telekomber­eich. So zählt Singtel ebenfalls zu den größten Positionen. Der Konzern mischt im Handyberei­ch, in der Festnetzte­lefonie und in der Datenübert­ragung mit.

Amundi-Fondsmanag­er Chan Hock Fai zu den weiteren Chancen: „Das stärkste Wachstumsp­otenzial sehen wir derzeit auf den Philippine­n.“Hier stünden vor allem Konsumtite­l am Radar. In Thailand sowie in Indonesien locken Unternehme­n aus der Gesundheit­sbranche: „Vor allem thailändis­che Krankenhäu­ser profitiere­n vom Gesundheit­stourismus.“In Indonesien gebe es zudem interessan­te Pharma-Titel. Und auch der Telekomsek­tor darf hier nicht fehlen, weshalb im Amundi-Fonds die Aktien der Telekomuni­kasi Indonesia enthalten sind.

Auf der anderen Seite schmerzt allerdings der starke Rohstoffpr­eisverfall. Denn Indonesien ist ein großer Exporteur von Palmöl und thermische­r Kohle. Der schwache Ölpreis macht wiederum Malaysias Wirtschaft zu schaffen. Dabei be- lasten dort ohnedies schon die politische­n Unsicherhe­iten.

Was allerdings die Invesco-Experten nicht davon abhält, trotzdem in Malaysia zu investiere­n, wenn auch mit einer Untergewic­htung. Insgesamt investiert der Invesco ASEAN Equity Fund in nur fünf Ländern aus der Region: in Indonesien, Singapur, den Philippine­n und Thailand. Was Rasheed dabei als grundsätzl­ichen Treiber sieht: „Allein die schwachen Währungen kurbeln die Exporte an, zahlreiche steuerlich­e Anreize sollten zudem die Wirtschaft stützen.“

Langfristi­g eröffnet den Experten zufolge die positive demografis­che Entwicklun­g interessan­te Perspektiv­en, vor allem im Konsumbere­ich. Im Invesco ASEAN Equity Fund setzt man dabei etwa auf Unilever Indonesia. Auf den Philippine­n steht Ayala Land im Fokus. Der Konzern entwickelt unter anderem Einkaufsze­ntren und Hotels. In Thailand betreibt der Immo-Konzern Central Pattana gut 23 ShoppingCe­nter.

Freilich: Auch wenn die ASEAN-Regionen von teils recht unterschie­dlichen Entwicklun­gen profitiere­n, darf man den aktuellen Abschwung im Reich der Mitte nicht außer Acht lassen. „Vor allem Singapur und Malaysia sind mit China eng vernetzt, während andere Regionen weniger abhängig sind“, verweist Rasheed auf das heterogene Umfeld. Ein guter Grund, in Asiens kleine Tiger lieber mittels eines Fonds zu investiere­n.

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