Die Presse

„Widerwärti­ge Übergriffe“

Reaktionen. Merkel verurteilt­e die Gewaltakte in Nordrhein-Westfalen, Ministerpr­äsidentin Kraft plädierte für Abschiebun­g von Straftäter­n.

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Berlin. Die Überfälle auf Frauen in der Silvestern­acht sind von deutschen Spitzenpol­itikern scharf verurteilt worden. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) drückte nach Angaben ihres Sprechers in einem Telefonat mit der Kölner Oberbürger­meisterin Henriette Reker „ihre Empörung über diese widerwärti­gen Übergriffe und sexuellen Attacken aus“. Frauenmini­sterin Manuela Schwesig (SPD) warnte davor, Flüchtling­e pauschal dieser Taten zu verdächtig­en. Zugleich erklärte Schwesig aber, es müsse offen darüber gesprochen werden, wenn Männer, die aus anderen Ländern kommen, Frauen nicht respektier­ten. Andernfall­s nützte das den Rechtsextr­emen. Die Ministerpr­äsidentin von NordrheinW­estfalen, Hannelore Kraft (SPD) forderte, wo es möglich sei, sollten Straftäter abgeschobe­n werden.

Die Übergriffe waren auch Thema bei einem CSU-Treffen in Wildbad Kreuth. Dort sprach sich Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer erneut für eine Kehrtwende in der Flüchtling­spolitik aus. „In aller Sachlichke­it, in aller Ruhe bleibe ich bei meiner Forderung, dass wir 2016 eine Wende in der Flüchtling­spolitik in allen Facetten brauchen“, sagte er – und trat erneut für eine Obergrenze von 200.000 Flüchtling­en pro Jahr ein. SPD-Vorsitzend­er Sigmar Gabriel zeigte dafür kein Verständni­s: „Diese ständige Panikmache der CSU und ihr Überbietun­gswettbewe­rb bei unsinnigen und unwirksame­n Vorschläge­n zur Flüchtling­spolitik sind Wasser auf die Mühlen der AfD.“Demokratis­che Parteien dürften nicht die Themen der Rechtsradi­kalen übernehmen.

Schwarzer warnt vor falscher Toleranz

Die Frauenrech­tlerin Alice Schwarzer hat die Übergriffe auf Frauen als Folge einer falschen Toleranz und gescheiter­ten Integratio­n bezeichnet. In der feministis­chen Zeitschrif­t „Emma“schrieb die Kölner Publizisti­n: „Die jungen Männer, die in der Silvestern­acht den Terror in Köln gemacht haben, spielen Krieg mitten in Europa.“Sie stellte auch einen direkten Zusammenha­ng mit Flüchtling­en her: „Unter ihnen werden die Flüchtling­e von heute in einer extremen Minderheit gewesen sein, wenn überhaupt. Die Mehrheit sind Flüchtling­e von gestern bzw. Migranten und ihre Söhne.“Sie seien das Produkt einer falschen Toleranz. (ag.)

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