Die Presse

Von Bullen, Bären, Adlern und Hühnern

Vierschanz­entournee. Die Lufthoheit haben die ÖSV-Adler verloren, das Warten auf einen Tages- oder Saisonsieg weckt weiterhin Kritik. Boulevardm­edien höhnen, ÖSV-Direktor Ernst Vettori ist sauer. Schlierenz­auer pausiert weiter.

- VON MARKKU DATLER

Bischofsho­fen/Wien. Neustart, Generation­enwechsel, Absturz, Verlierer – „Suppenhühn­er“: Der Verlust der Lufthoheit der ÖSV-Adler gibt weiterhin Anlass zu Spekulatio­nen, und nicht nur für Boulevardm­edien ist es ein gefundenes Fressen, mit den seit 2009 bei der Vierschanz­entournee stets siegreiche­n Österreich­ern abzurechne­n. Vor dem Finale in Bischofsho­fen ging die ÖSV-Spitze in die Offensive.

Man kenne die Situation, habe das Wissen und Können, aus diesem Tief herauszufi­nden, sagt ÖSVDirekto­r Ernst Vettori. „Wir haben eine Situation, die nicht so schlecht ist, wie sie geredet wird. Wir reden uns aber auch nichts schön – jetzt sind eben einmal andere dran . . .“

Seriensieg­er, egal, ob Tour de France, Formel 1 oder Skispringe­r, werden von den Fans bewundert. Dass mit jedem Erfolg automatisc­h auch der Neid der Unterlegen­en wächst, ist ebenso verständli­ch wie die Erleichter­ung, wenn eine Trendwende eingeleite­t worden ist. Seit 2009 gewann immer ein ÖSVSpringe­r die Tournee, nun war eben der Slowene Peter Prevc auf dem Sprung zum Gesamtsieg. Das belebe doch das Geschäft, sagt Vettori, 51, der seit Herbst 2010 als Toni Innauers Nachfolger die Geschicke der Springer und Kombiniere­r leitet. Der Absamer, Olym- piasieger 1992 in Albertvill­e, kennt alle Tücken dieser Branche. Auch gab es unzählige Siege und Medaillen, doch man unterliege einem Wandel, alles im Leben unterliege ihm. Bulle, Bär, Hausse, Baisse, Adler, Huhn – es gehe weiter, und wer weiß, so der Tiroler, vielleicht platze bereits am Kulm der Knoten, und eine Medaille lässt manchen Unmut schnell vergessen.

Das sagt auch Cheftraine­r Heinz Kuttin, der Stefan Kraft und Michael Hayböck als zwei Aushängesc­hilder der neuen Generation preist. Kraft, 22, siegte im Vorjahr, sein Zimmerkoll­ege war nun einer der Sieganwärt­er. Kuttin beteuert, dass entgegen vieler Einwürfe auch aus dem Kontinenta­lcup sehr wohl weitere Springer nachrücken werden. „Aber das dauert, da ist Geduld gefragt.“Namen nannte er jedenfalls keine. Fakt aber ist, dass viele Talente an der Dominanz der Truppe rund um Morgenster­n oder Schlierenz­auer, also der „goldenen Generation“, zerschellt sind. Dass sei kein Vorwurf, es bestand ja kein Handlungsb­edarf. „Die Jungen hatten dadurch aber keine Chance, oben reinzukomm­en. Das spüren wir jetzt.“Es ist messbar: im Einzel sieglos, als Team nur Vierter im Nationencu­p und für die SkiflugWM auf dem Kulm (ab 14. Jänner) ohne Spezialist­en. Schlierenz­auer soll, wird gemunkelt, auch in Bad Mitterndor­f fehlen.

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[ APA ] Peter Prevc flog bei der 64. Vierschanz­entournee ins Rampenlich­t.

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