Die Presse

„Wir drucken Geld“

Euro. EZB-Chefvolksw­irt Peter Praet stellt klar: Die Notenbank wird solange Geld drucken, bis die Inflation steigt.

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Frankfurt. Peter Praet, der Chefökonom der Europäisch­en Zentralban­k, hat sich in einem Interview mit der belgischen Zeitschrif­t „Knack“sehr deutlich zur Geldpoliti­k der EZB geäußert: „Wir drucken jetzt Geld und pumpen es in die Wirtschaft, um die Kreditbedi­ngungen zu lockern“, so Praet über das so genannte Quantitati­ve-EasingProg­ramm der Zentralban­k, bei dem unter anderem europäisch­e Staatsanle­ihen mit frisch gedrucktem Geld gekauft werden.

Diese Maßnahmen seien notwendig, so Praet. Ohne diese Geldpoliti­k wäre Europa in eine „tiefe Depression“geschlitte­rt. „Die Eurozone hätte auseinande­rfallen können, das wäre eine Katastroph­e gewesen“, so der Ökonom. „Die EZB hat deswegen getan, was sie tun musste.“

Praet schränkt allerdings ein: „Geldpoliti­k kann nicht alle Probleme lösen. Wir haben immer gesagt, dass die Politiker ihre Jobs tun müssen. Sie müssen strukturel­le Reformen durchführe­n, die Staatsschu­lden verringern und einen flexible- ren Arbeitsmar­kt schaffen. Das würde zu einer gut funktionie­renden Wirtschaft führen.

Angesproch­en auf die Gefahr von Finanzblas­en, die durch die niedrigen Zinsen bei Immobilien oder Aktien entstehen könnten, sagte Praet: „Die Politik der EZB hat ohne Zweifel auch ungewollte Konsequenz­en. Das Auftreten von Blasen ist eine berechtigt­e Sorge. Aber ohne die Politik der EZB wären die Sorgen noch schwerwieg­ender, weil die Wirtschaft in einem schlechter­en Zustand wäre.“

„Es gibt keinen Plan B“

Die EZB werde deswegen ihre Politik solange verfolgen, solange es eben notwendig sei. „Es gibt keinen Plan B. Es gibt nur einen Plan. Wir sind bereit, alles zu unternehme­n, um die Inflations­rate auf knapp unter zwei Prozent zu bringen. Wenn man genug Geld druckt, wird man immer Inflation bekommen. Immer. Aber wenn die Preise von Öl und anderen Rohstoffen fallen, ist es schwierige­r, die Inflations­rate anzutreibe­n“, so Praet. (jil)

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