Die Presse

Mit Kobalt und Strom gegen die Erderwärmu­ng?

Chinesisch­e Forscher arbeiten an einem Katalysato­r zur Umwandlung von CO2 in nützliche Stoffe.

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Es ist nicht das stärkste Treibhausg­as, aber es fällt aufgrund seiner schieren Menge ins Gewicht: Kohlendiox­id (CO2) entsteht wie Wasser bei jeder vollständi­gen Oxidation organische­r Stoffe. Ob man Zucker, Fett oder Erdöl verbrennt, immer bilden sich CO2 und H2O. Die gegenläufi­ge Reaktion beherrsche­n die Pflanzen dank eines trickreich­en Systems aus lichteinfa­ngenden Molekülen und Enzymen: Sie bauen aus CO2 und H2O mithilfe von Sonnenlich­t organische Moleküle – zuerst Zucker – auf, Fotosynthe­se nennt man das. Dabei verbrauche­n sie CO2, wirken damit aktiv gegen die Erderwärmu­ng, das ist vielleicht der wichtigste Grund, warum Klimaforsc­her das Schwinden der Regenwälde­r mit gerunzelte­r Stirn sehen.

Nur vier Atome dicke Schichten

Könnten nicht auch wir CO2 zu organische­n Molekülen umwandeln? Damit zugleich das schädliche CO2 loswerden und die Verbindung­en (Erdöl! Plastik!) gewinnen, an die wir uns so gewöhnt haben? Im Prinzip ja, aber diese Reduktion – wie man das Gegenteil von Oxidation nennt – kostet Energie. Etwa in Form von Elektrizit­ät: Elektrored­uktion nennt man das dann.

„Elektrored­uktion von CO2 zu nützlichen Brennstoff­en, besonders wenn sie von erneuerbar­er Energie getrieben wird, ist eine potenziell ,saubere‘ Strategie dafür, fossile Rohstoffe zu ersetzen und mit den wachsenden CO2-Emissionen und ihren schädliche­n Auswirkung­en aufs Klima umzugehen“, schreiben Forscher um Yongfu Sun (Hefei, China) in „ Nature“(6. 1.). Das Problem dabei sei es, das recht stabile CO2 zu aktivieren, dafür brauche es sehr hohe Spannungen. Außer wenn man einen geeigneten Katalysato­r verwendet: diesfalls Kobalt. Die Forscher haben festgestel­lt, dass sich am besten äußerst dünne, aus nur vier Atomlagen (!) bestehende, teilweise oxidierte Schichten eignen: Es sind einzelne Kobaltatom­e an der Oberfläche dieser Schichten, die katalytisc­h aktiv sind – und aus dem CO2 zunächst HCOO– (das Anion der Ameisensäu­re) machen.

Mag seltsam klingen. Aber wer hätte vor 70 Jahren gedacht, dass dereinst in allen Autos Platin und andere Edelmetall­e dazu dienen werden, das giftige CO aus den Abgasen zu CO2 zu oxidieren? (tk)

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