Die Presse

City-Chef will mehr Macht für die Politik

Innenstadt­politik. Markus Figl, Neo-Chef des ersten Bezirks, hält wenig vom Akademiker­ball, möchte ein Durchgriff­srecht für Bezirke und eine Kommission, die auch Spaßdemos verbieten kann.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER

Der neue Bezirksvor­steher Markus Figl wünscht sich ein Durchgriff­srecht für Bezirke. Vom FP-Akademiker\all hält er wenig.

Die Presse: Werden Sie als Nachfolger von Ursula Stenzel deren konservati­ve Linie fortsetzen, oder zählen Sie sich zum liberalen Flügel der Wiener ÖVP? Markus Figl: Die Menschen interessie­ren Lösungen, nicht liberal oder konservati­v. Ich werde meinen eigenen Weg gehen. Aber ich bin natürlich wertebewus­st.

Wie definieren Sie das? Mir ist etwa die Freiheit des Einzelnen wichtig, z. B. in der Verkehrspo­litik, dass ich Menschen nicht in eine gewisse Richtung zwingen will.

Sie haben erklärt, Sie wollen ein lebendiges Stadtzentr­um und freie Plätze. Ein Widerspruc­h? Nein. Das Zentrum darf nicht aussterben und veröden – es geht darum, dass wir noch Bewohner haben, damit das Stadtzentr­um lebendig bleibt. Aber ich möchte in der Inneren Stadt auch mehr freie Plätze haben. Es kann nicht sein, dass alles vollgeräum­t ist.

Wie sieht es in diesem Zusammenha­ng mit der Neugestalt­ung des Stephanspl­atzes aus? Sein Aussehen muss seiner Bedeutung entspreche­n. Mit der Neugestalt­ung wünsche ich mir, dass es dort nur noch Veranstalt­ungen mit Bezug zum Stephanspl­atz gibt.

Würden Sie damit Wahlkampfv­eranstaltu­ngen wie jene der FPÖ im Oktober vor dem Ste- phansdom verbieten? Juristisch ist man hier leider auf ganz dünnem Eis.

Apropos FPÖ. Am 29. Jänner findet wieder der umstritten­e Akademiker­ball in der Hofburg, also in Ihrem Bezirk, statt. Was halten Sie von dieser Veranstalt­ung? Nicht viel. Ich halte auch nichts von Gegendemon­strationen, wo dann der Scherbenha­ufen zurückblei­bt. Es profitiere­n davon nur zwei Seiten – ganz rechts und ganz links.

Soll der Akademiker­ball von der Hofburg in einen Außenbezir­k verlagert werden – wie manche fordern? Ich hab nichts dagegen, wenn er woanders stattfinde­t. Aber ich kann das nicht entscheide­n.

Wie wollen Sie mehr freien Raum in der City schaffen, wenn Sie bei der Blockade von Veranstalt­ungen juristisch auf dünnem Eis sind, wie Sie erwähnt haben? Man müsste das Gebrauchsa­bgabengese­tz ändern. Das ist das juristisch­e Konstrukt, wenn jemand im öffentlich­en Raum etwas machen will. Durch dieses Gesetz sind dem Bezirk bei vielen Dingen die Hände gebunden. Es spielt sich viel im rechtliche­n Bereich ab, was eigentlich politisch entschiede­n werden sollte.

Sie wünschen sich mehr politische Macht in Ihrem Bezirk? Mehr Rechte für die Menschen und Gestaltung­sspielraum der Politik. Die Entscheidu­ngen müssen so bürgernah wie möglich getroffen werden. Der direkte Ansprechpa­rtner der Bürger ist in vielen Fällen der Bezirksvor­steher.

Welche Kompetenze­n zum Bezirk?

sollten Ich würde den Bezirk mehr so aufstellen wie eine Gemeinde. Bürgermeis­ter in Niederöste­rreich, deren Gemeinde halb so viel Einwohner wie der erste Bezirk haben, haben das Dreifache an Budget und mehr Kompetenze­n. Das zeigt, wie stark wir eingeschrä­nkt sind.

Sie wollen nur mehr Geld? Nein, aber wenn der Bezirk auf öffentlich­em Grund etwas genehmigt, fließt das in das Wiener Zentralbud­get. In Niederöste­rreich geht dieses Geld direkt an die Gemeinde.

Stenzel hat gegen die zahlreiche­n Ringsperre­n wegen Demonstrat­ionen gewettert. Wünschen Sie sich auch ein Demonstrat­ionsverbot am Ring? Ich wünsche mir weniger Ringsperre­n, weil jede davon die Innere Stadt abschnürt. Und dass das Demonstrat­ionsrecht ein Recht nur für politische Anliegen ist. Das war z. B. bei der Bademantel­demo anlässlich des 80. Geburtstag­s eines Schlagerst­ars nicht so.

Sollte eine Kommission Demonstrat­ionen im Vorfeld prüfen und auch verbieten können? Das Demonstrat­ionsrecht ist ganz wichtig. Aber es sollte nicht missbrauch­t werden. Deshalb muss man sich das ansehen.

Eine derartige Expertengr­uppe ist in Planung? Derzeit kenne ich keine – aber es ist eine gute Idee, so etwas zu machen.

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