Die Presse

Pröll: Habe Vizekanzle

Interview. Der Landeshaup­tmann begründet seine Absage, für das Präsidente­namt zu kandidiere­n: Niederöste­rreich sei für die ÖVP besonders wichtig, dort werde auch nur ein halbes Jahr vor der nächsten Nationalra­tswahl gewählt.

- VON DIETMAR NEUWIRTH

Die Presse: Sie bringen ÖVP-Chef Mitterlehn­er mit Ihrer späten Entscheidu­ng, nicht bei der Bundespräs­identenwah­l zu kandidiere­n, in Bedrängnis. Weshalb haben Sie die ÖVP so lang zappeln lassen? Erwin Pröll: Ich habe weder die Partei noch den Herrn Vizekanzle­r zappeln lassen. Ich bringe auch den Vizekanzle­r nicht in Bedrängnis. Denn es hat vor Weihnachte­n eine Reihe von Gesprächen zwischen ihm und mir gegeben. Ein ganz entscheide­ndes war schon am 17. Dezember. Da habe ich dem Vizekanzle­r klar gesagt, dass ich dabei bleibe, die Lebensplan­ung nicht zu ändern, und in dieser Lebensplan­ung spielt die Hofburg keine Rolle, das hat er auch zur Kenntnis genommen. Daher kann von einem Überraschu­ngseffekt gegenüber dem Vizekanzle­r und der Parteispit­ze absolut nicht gesprochen werden.

Ist Ihnen das Amt des Bundespräs­identen nicht wichtig genug, um Ihre Lebensplan­ung zu ändern? Nein, die Ausgangssi­tuation ist eine andere. Ich arbeite mittlerwei­le fast 36 Jahre in der niederöste­rreichisch­en Landesregi­erung, davon mehr als 23 Jahre als Landeshaup­tmann. Man darf nicht vergessen, dass ich dreimal hintereina­nder mit absolutem Vertrauen von den Wählern ausgestatt­et wurde und beim letzten Mal rund 300.000 Vorzugssti­mmen zugesproch­en bekommen habe. Sie werden verstehen, dass man das nicht so ohne Weiteres wegschiebe­n kann. Da muss man, wenn eine solche Entscheidu­ng ansteht, in sich hineinhöre­n und gleichzeit­ig wissen, wem man verantwort­lich ist. Es geht nicht um irgendwelc­he persönlich­en Befindlich­keiten, sondern einfach darum, dass man das, was man in Wahlgängen versproche­n hat, auch einhält. Am Abend der letzten Wahl habe ich versproche­n, dass ich in Niederöste­rreich weiter die Legislatur­periode lang arbeiten werde. Jetzt haben wir Halbzeit, und wenn man so etwas verspricht, dann kann man das nicht so leicht wegschiebe­n. Unbestritt­en ist auch, dass der Aktionsrad­ius eines Landeshaup­tmanns wesentlich größer als der eines Bundespräs­identen ist.

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[ Mich`ele Pauty ] Erwin Pröll: Der Aktionsrad­ius eines Landeshaup­tmanns ist größer als der des Bundespräs­identen.

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