Pröll: Habe Vizekanzle
Interview. Der Landeshauptmann begründet seine Absage, für das Präsidentenamt zu kandidieren: Niederösterreich sei für die ÖVP besonders wichtig, dort werde auch nur ein halbes Jahr vor der nächsten Nationalratswahl gewählt.
Die Presse: Sie bringen ÖVP-Chef Mitterlehner mit Ihrer späten Entscheidung, nicht bei der Bundespräsidentenwahl zu kandidieren, in Bedrängnis. Weshalb haben Sie die ÖVP so lang zappeln lassen? Erwin Pröll: Ich habe weder die Partei noch den Herrn Vizekanzler zappeln lassen. Ich bringe auch den Vizekanzler nicht in Bedrängnis. Denn es hat vor Weihnachten eine Reihe von Gesprächen zwischen ihm und mir gegeben. Ein ganz entscheidendes war schon am 17. Dezember. Da habe ich dem Vizekanzler klar gesagt, dass ich dabei bleibe, die Lebensplanung nicht zu ändern, und in dieser Lebensplanung spielt die Hofburg keine Rolle, das hat er auch zur Kenntnis genommen. Daher kann von einem Überraschungseffekt gegenüber dem Vizekanzler und der Parteispitze absolut nicht gesprochen werden.
Ist Ihnen das Amt des Bundespräsidenten nicht wichtig genug, um Ihre Lebensplanung zu ändern? Nein, die Ausgangssituation ist eine andere. Ich arbeite mittlerweile fast 36 Jahre in der niederösterreichischen Landesregierung, davon mehr als 23 Jahre als Landeshauptmann. Man darf nicht vergessen, dass ich dreimal hintereinander mit absolutem Vertrauen von den Wählern ausgestattet wurde und beim letzten Mal rund 300.000 Vorzugsstimmen zugesprochen bekommen habe. Sie werden verstehen, dass man das nicht so ohne Weiteres wegschieben kann. Da muss man, wenn eine solche Entscheidung ansteht, in sich hineinhören und gleichzeitig wissen, wem man verantwortlich ist. Es geht nicht um irgendwelche persönlichen Befindlichkeiten, sondern einfach darum, dass man das, was man in Wahlgängen versprochen hat, auch einhält. Am Abend der letzten Wahl habe ich versprochen, dass ich in Niederösterreich weiter die Legislaturperiode lang arbeiten werde. Jetzt haben wir Halbzeit, und wenn man so etwas verspricht, dann kann man das nicht so leicht wegschieben. Unbestritten ist auch, dass der Aktionsradius eines Landeshauptmanns wesentlich größer als der eines Bundespräsidenten ist.