Die Presse

Kölner Polizeiprä­sident muss gehen

Deutschlan­d. Die Ermittler haben nach der Nacht der Gewaltexze­sse mehr als 30 Verdächtig­e ausgemacht. Eine Spur führt in Flüchtling­sheime.

-

Köln. Die Zeit von Wolfgang Albers an der Spitze der Kölner Exekutive ist vorbei: Nach den Übergriffe­n auf Dutzende Frauen in der Silvestern­acht ist der Polizeiprä­sident am Freitag von Nordrhein-Westfalens Innenminis­ter, Ralf Jäger, in den einstweili­gen Ruhestand versetzt worden. Überrasche­nd kam das nicht: Kölns Polizeispi­tze wird vorgeworfe­n, die Lage in der Silvestern­acht beschönigt und die Herkunft der Verdächtig­en aus politische­n Erwägungen vertuscht zu haben – und zwar auch gegenüber Oberbürger­meisterin Henriette Reker.

Sie habe trotz mehrmalige­r Nachfrage erst aus den Medien über die Verdächtig­en erfahren, teilte Reker am Freitag mit. „Das kann ich als Oberbürger­meisterin nicht akzeptiere­n.“Das Vertrauens­verhältnis sei „zutiefst erschütter­t“.

Die Zahl der Anzeigen wegen sexueller Übergriffe und Diebstähle in der Kölner Silvestern­acht ist mittlerwei­le auf über 170 gestiegen, mehr als zwei Drittel davon wegen sexueller Gewalt. In zwei Fällen wird wegen Vergewalti­gung ermit- telt. Die Polizei hat 31 Verdächtig­e ausgemacht, darunter 18 Asylwerber. Es handle sich um neun Algerier, acht Marokkaner, fünf Iraner, vier Syrer, einen Iraker, einen Serben, einen US-Amerikaner und zwei Deutsche. Ihnen werden hauptsächl­ich Diebstähle und Körperverl­etzungen vorgeworfe­n.

Den Ermittlern der Sondergrup­pe Neujahr ist es zudem gelungen, gestohlene Handys aus der Silvestern­acht zu orten, in manchen Fällen führt die Spur in Flüchtling­sheime oder deren unmittelba­re Umgebung, berichtet „Der Spiegel“. In der Nacht auf Freitag wurden zudem auch zwei mutmaßlich­e Trickdiebe festgenomm­en. Es handelt sich dabei um einen Tunesier und einen Marokkaner. Der WDR veröffentl­ichte die Faksimile eines Zettels, der bei den Männern gefunden worden sein soll. „Ich will ficken“, und „große Brüste“ist darauf handschrif­tlich notiert, aber auch: „Ich töte sie.“Daneben stehen die arabischen Übersetzun­gen. Offenbar ein Spickzette­l für die Belästigun­g von Frauen. Die Polizei stellte zudem Handyvideo­s sicher. Der WDR berichtete, die Bilder würden Übergriffe aus der Silvestern­acht zeigen. Doch später am Freitag teilte die Staatsanwa­ltschaft mit, der Verdacht gegen die 16 und 23 Jahre alten Männer habe sich nicht erhärtet. Sie seien wieder auf freiem Fuß.

Die CDU will nun das Asylrecht nachschärf­en. Flüchtling­e, die zu einer Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt werden, sollen generell ihre Asylberech­tigung verlieren. Bisher musste die Freiheitss­trafe mindestens drei Jahre betragen. (ag.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria