Die Presse

Der erhöhte Konkurrenz­druck und schwächere Erträge dürften Unternehme­n auch heuer zwingen, nach Partnern Ausschau zu halten. Die Pharmaindu­strie steht im Fokus.

Konsolidie­rung.

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Washington. Die wochenlang­en Verhandlun­gen über die Milliarden­fusion der beiden Pharmakonz­erne Shire und Baxalta könnte schon am Montag erfolgreic­h mit der Bekanntgab­e des Zusammensc­hlusses enden. Das britisch-irische Unternehme­n Shire bietet 32,5 Mrd. Dollar für den US-Rivalen.

Nach dem Blockbuste­r-Merger der Branchen-Riesen Pfizer und Allergan, der mit einem Volumen von 160 Mrd. Dollar auch die Rangliste der vorjährige­n Fusionen und Übernahmen (M & A) anführt, dürfte die Pharmabran­che auch heuer führend bei Transaktio­nen sein. „Betrachtet man das attraktive Free-Cash-Flow-Profil im Gesundheit­ssektor, sollten eine effiziente Kapitalanl­age für die Belebung der Wachstumsa­ussichten eines Unternehme­ns oder niedrigere Kosten durch Synergien weiterhin für Investment­chancen sorgen“, schreibt Eddie Yoon, Portfoliom­anager und Leiter Gesundheit­ssektor bei Fidelity Invest- ments Ltd., in seinem Ausblick für 2016.

Nachdem das Vorjahr bei M-&-A-Aktivitäte­n mit 3,8 Billionen Dollar ein neues Rekordhoch gebracht hat, rechnen Manager für dieses Jahr mit einem weiteren Anstieg. In einer im Oktober veröffentl­ichten Studie von EY erwarteten annähernd 60 Prozent der befragten Manager, in den kommenden zwölf Monaten Akquisitio­nen durchzufüh­ren – verglichen mit 40 Prozent ein Jahr zuvor. Im vierten Quartal erwiesen sich Unternehme­n besonders heiratsfre­udig: Erstmals seit dem zweiten Quartal 2007 lag das Volumen für einen Dreimonats­zeitraum mit 1,3 Billionen über der Marke von einer Billion Dollar.

Ein frühes Signal für die Entwicklun­g über den Verlauf des Jahres könnte die nächste Woche stattfinde­nde JP Morgan Chase & Co. Healthcare Conference liefern. Die erste große Branchenta­gung des Jahres ist traditione­ll ein wichtiger Ort für die Anbahnung von Fusionsver­handlungen.

Für Paulo Pereira, Partner bei der Beratungsg­esellschaf­t Perella Weinberg Partners in London, ist klar, welche Branchen im Vordergrun­d stehen: Es sind jene, die aufgrund harten Wettbewerb­s oder eines schwächere­n Wachstums Skaleneffe­kte benötigen. Als Beispiele nennt er Telekommun­ikation, Technologi­e und Gesundheit­swesen.

Erst am Dienstag gab Orange, die größte Telekomges­ellschaft Frankreich­s, bekannt, dass sie in vorläufige­n Verhandlun­gen mit Bouygues über deren Mobilfunkt­ochter steht. Eine Transaktio­n würde die Zahl der Mobilfunka­nbieter in dem Land verringern.

Auch in der Finanzbran­che und hier insbesonde­re im Bankenbere­ich sollte die Fusionstät­igkeit nach Einschätzu­ng von Pereira in den nächsten Monaten Fahrt aufnehmen, da der aufsichtsr­echtliche Rahmen und Kapitalanf­orderungen wie die vom Baseler Ausschuss für Bankenaufs­icht festgelegt­en Regeln sicherer und klarer erkennbar sind.

Das Rekordvolu­men im vergangene­n Jahr basierte auf dem Optimismus der Käufer, dass sie politische und finanziell­e Instabilit­äten überwinden könnten, sagt Charles Jacobs, Partner für Fusionen und Übernahmen in der Kanzlei Linklaters. Auch vom Kurseinbru­ch an den chinesisch­en Aktienbörs­en, der Konjunktur­abkühlung in Schwellenm­ärkten und der griechisch­en Schuldenkr­ise ließen sie sich nicht abschrecke­n, so Jacobs.

Kurze Flaute durch Zinswende

Die erste Zinsanhebu­ng in den USA könnte für eine gewisse Flaute im ersten Quartal sorgen, ebenso wie politische Spannungen, wie die Aussicht auf ein Ausscheide­n Großbritan­niens aus der EU, große Deals möglicherw­eise verhindert­en. Allerdings säßen die Unternehme­n laut Schätzung von Linklaters auf 2,4 Billionen Euro an Barmitteln. „Somit sind die soliden fundamenta­len Voraussetz­ungen für Transaktio­nen weiterhin gegeben.“(Bloomberg/red.)

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