Die Presse

SNB kann Verlust eindämmen

Nach einem 50-Mrd.-Franken-Minus im ersten Halbjahr hat die Schweizeri­sche Nationalba­nk ihren Verlust auf 23 Mrd. Franken reduziert. Nun wird sogar eine Dividende ausgeschüt­tet.

- VON DOMINIK PERLAKI

Zürich. Der Schock vor nun fast einem Jahr war groß: Im Jänner des vergangene­n Jahres löste die Schweizeri­sche Nationalba­nk (SNB) überrasche­nd die Koppelung des Franken an den Euro. Darunter litten hierzuland­e FrankenKre­ditnehmer, besonders schadete die SNB damit aber sich selbst. Zur Jahresmitt­e verzeichne­te sie einen Verlust von 50,1 Milliarden Franken. Zumindest teilweise konnte sie das Minus bis Jahresende aber wieder eindämmen: Wie nun bekannt gegeben wurde, lag es mit Ende des Jahres bei rund 23 Milliarden Franken. Wegen Rücklagen und eines daraus resultiere­nden Bilanzgewi­nns kann nun sogar eine Dividende an die Eigentümer ausgezahlt werden.

Folgen des Franken-Schocks

Seit 2011 war der Kurs der Schweizer Währung auf 1,20 Franken je Euro festgelegt gewesen. Um den Kurs künstlich so niedrig zu halten, druckte die SNB über Jahre hinweg Milliarden an Franken und kaufte dafür Euro und andere Fremdwähru­ngen. Im Jänner 2015 konnte die Schweizer Zentralban­k dem enormen Druck, der dadurch entstanden war, aber nicht mehr standhalte­n. Denn durch den andauernde­n Ankauf von Fremdwähru­ng häufen sich Beträge an, die irgendwann wieder verkauft werden müssen – und auch darauf würde zwingend eine Aufwertung der eigenen Währung folgen. Sofort nachdem die Koppelung gelöst worden war, gewann der Franken im Vergleich zum Euro massiv an Wert. Zwischenze­itlich lag der Kurs sogar bei unter einem Euro – der FrankenSch­ock beschäftig­te ganz Europa.

Profitiert hat die SNB von dieser Maßnahme keineswegs. Denn genau das massive Fremdwähru­ngsportfol­io, das zuvor angehäuft worden war, wurde für das Ergebnis der Notenbank zum Problem. Allein 47,2 Milliarden Fran- ken Verlust entstanden der SNB bis zur Jahresmitt­e bei ihren Eurobestän­den durch die Abwertung des Euro. Zusammen mit Verlusten bei den Goldreserv­en kam man im ersten Halbjahr 2015 dadurch auf ein Minus von 50,1 Milliarden Franken. Obwohl das Ergebnis der SNB wegen der großen Fremdwähru­ngsdepots immer Schwankung­en unterliegt, lag dieser Verlust in einer neuen Dimension. Der bisherige Negativrek­ord war 2010 mit einem Minus von 19,2 Milliarden Franken verbucht worden.

Seitdem arbeitet die Schweizer Notenbank wieder mit Hochdruck an einer neuerliche­n Abwertung des Franken, vor allem über eine weitere Senkung der Leitzinsen. Und sie erzielte damit im zweiten Halbjahr durchaus Erfolge. Ab der Jahresmitt­e sank die Währung von rund 1,03 Franken pro Euro wieder auf etwa 1,08. Damit verbunden waren auch Gewinne bei den Fremdwähru­ngsreserve­n. Im dritten Quartal konnte dort wieder ein Plus von 15,9 Milliarden Franken erzielt werden. Zuzüglich weiterer Gewinne in anderen Bereichen blieb nach neun Monaten noch ein Minus von 33,9 Milliarden Franken. Im vierten Quartal konnte nun weiter auf 23 Milliarden Verlust reduziert werden. Das ist zwar insgesamt ein neuer Negativrek­ord, aber eine klare Verbesseru­ng im Vergleich zum Halbjahr.

Geld für Bund und Kantone

Damit wurde eine magische Grenze unterschri­tten, denn die Ausschüttu­ngsreserve, also Rücklagen der Notenbank für den Fall von Verlusten, betrug noch 27,5 Milliarden Franken. Die Eigentümer der Zentralban­k sind der Schweizer Bund und die Kantone, und für sie sind die Zahlungen der SNB eine wichtige Einnahmequ­elle. Eine Milliarde Franken sowie 15 Franken je Aktie werden nun ausgezahlt – insgesamt beläuft sich der Betrag dann auf rund zwei Milliarden Franken.

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[ APA/Klaunzer ] Das Gebäude der SNB wird gerade umgebaut. Auch drinnen ist viel zu tun.
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