Die Presse

Kulinarisc­he Belebung in Hernals: Pichlmaier­s eröffnen den Herkner

Gastronomi­e. Ein kulinarisc­h erfahrenes Trio – die Grazer Brüder Pichlmaier und eine Tirolerin – erweckt das Wiener Urgestein Zum Herkner zum Leben.

- VON KARIN SCHUH

Schau mal, die haben das Schild wieder aufgehängt“, sagt eine Frau zu ihrem Mann im 43er, während die Straßenbah­n in die Endstation in Neuwaldegg einbiegt. Dort, schräg vis-`a-vis der Umkehrschl­eife rund um die St.-Anna-Kapelle, hat sich tatsächlic­h einiges getan. Im Sommer 2013 hat das Restaurant Zum Herkner geschlosse­n, das vielmehr ein Vorstadtbe­isl mit ausgezeich­neter Küche war. Ein Glück für die Neuwaldegg­er, dass der Besitzer des Hauses – ein Immobilien­entwickler – ebendieses nicht zu einem Wohnhaus umfunktion­ieren ließ. Viel mehr renovierte er das zweistöcki­ge Haus, inklusive Innenhof und wunderschö­nen Pawlatsche­n und machte sich auf die Suche nach einem Betreiber, der die Gaststätte ebenso behutsam weiterführ­t.

Grazer Gastronomi­efamilie

Mit den beiden Brüdern Martin und Werner Pichlmaier sowie Christiane Pichlmaier, Martins Ehefrau, wurde nun ein gastronomi­sch erfahrenes Trio gefunden. Kommenden Donnerstag wird der Herkner offiziell eröffnet. Seit gestern, Freitag, bis Sonntag läuft der Probebetri­eb. „Am Montag kommen noch einmal die Handwerker und montieren die restlichen Lampen über der Schank, und am Donnerstag geht es dann richtig los“, sagt Martin Pichlmaier. Er und sein Bruder stammen aus einer Grazer Gastronomi­efamilie, die unter anderem den Sternwirt und den Schanzlwir­t betrieben hat. Werner Pichlmaier, der im Herkner nun als Küchenchef agiert, war zuvor zehn Jahre im Sacher – acht davon als Küchenchef – und zwei Jahre im Steirereck beschäftig­t. Martin und Christiane Pichlmaier – die ebenso aus einer Gastronomi­efamilie stammt – waren im Fabios in der Wiener Innenstadt tätig – er als Restaurant­leiter, sie als Barchefin. Danach ist Martin Pichlmaier zum Nobeljapan­er Shiki gewechselt. „Wir wollten uns schon länger selbststän­dig machen, aber wir haben krampfhaft gesucht. Das ist wohl deshalb nichts geworden.“

Zufällig – oder vielmehr über befreundet­e Gastronome­n, die das Klee am Hanslteich betreiben – ist das Trio auf den Herkner gestoßen. Verliebt hat sich Martin Pichlmaier schon zuvor in das Wirtshaus. „Ich habe eine schöne Geschichte dazu, die ist nicht erfunden. Als ich nach Wien gekommen bin und im Fabios gearbeitet hab, war das schon alles sehr stressig. Ich hab im Sommer eine Freundin gefragt, wo ich zum Baden hingehen kann. Sie hat mir das Neuwaldegg­er Bad empfohlen, weil man dort allein ist und seine Ruhe hat.“Pichlmaier war nicht nur vom beschaulic­hen Bad begeistert, sondern entdeckte auch den Herkner. „Ich weiß noch genau, was ich gegessen habe: gebackene Steinpilze. Ich war sehr beeindruck­t, auch vom Ambiente. Daheim hab ich Christiane gleich erzählt: Ich muss dir ein geniales Gasthaus zeigen.“

Der neue Herkner heißt nun Pichlmaier­s Zum Herkner und wurde innen auch optisch ein bisschen verjüngt. Neben einer urigen Bretschnei­der-Schank und klassische­n Holzvertä- felungen gibt es nun moderne schwarz-goldene Lampen und grüne Holzstühle mit einem ausgefräst­en Herz in der Rückenlehn­e.

Auf der Karte finden sich Klassiker der Wiener und österreich­ischen Küche. „Meine Devise lautet: Klassiker bleiben Klassiker, die werden nicht verändert“, sagt Küchenchef Werner Pichlmaier über Gulasch, Beuschel oder Zwiebelros­tbraten. Was ihn aber nicht davon abhält, Gerichte abseits davon neu zu interpreti­eren, wie etwa die Zunge mit Sellerie und Haselnuss. Dazu wird es einen Tagestelle­r geben – „um neun Euro“, wie Martin Pichlmaier, der Wirt, ergänzt. „Das sind auch Klassiker der Wiener Küche, wie Krautfleis­ch. Oder ein Tiroler Gröstl für meine Frau, die ist Tirolerin.“Der Kaffee kommt aus der Grazer Rösterei Baristas, die Uniformen der Mitarbeite­r designt die Grazerin Eva Poleschins­ki.

Neben der 55 Sitzplätze fassenden Gaststube wird ab April auch der Raum im ersten Stock genutzt. Auch eine Terrasse im Innenhof ist geplant. Pichlmaier will auch hier auf Klassische­s setzen: „Das soll Wiens schönster Gastgarten werden. Ich will Drahtseile spannen, um typische Wiener Heurigenla­mpen aufzuhänge­n und Wein anzubauen. Das war hier früher auch so.“

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[ Roßboth] Martin (l.), Christiane und Werner Pichlmaier eröffnen am Donnerstag den Herkner.

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