Die Ninja-Turtle auf der Brücke
Porträt. Maria Zesch, neue Chief Commercial Officer von T-Mobile, findet es schade, dass sie nicht breiter aufgestellt ist. So macht sie, was sie am besten kann: managen. Und Mutter sein.
Kürzlich trommelte Maria Zesch ihr neues Team zusammen. Seit Dezember ist die 42-Jährige Chief Commercial Officer (CCO) von T-Mobile Austria. Damit leitet sie beim Mobilfunkanbieter den gesamten Privatund Geschäftskundenbereich.
Wo stehen wir, wollte sie von ihrer Mannschaft wissen, und wie sieht sich jeder Einzelne? Um mit gutem Beispiel voranzugehen, baute sie aus Legosteinen das Szenario, wie und wo sie sich sah: Mit schweren Hanteln – „wie eine Ninja-Turtle. Ich habe ja auch viel zu stemmen“– auf der Unternehmensbrücke.
Das Team interpretierte die Lego-Figur ganz anders. „Sie haben mich auf einem Podest gesehen“, sagt sie kopfschüttelnd, „das hat mir die Augen geöffnet.“
Hunde- oder Katzenjahre
Zesch hat eine zielstrebig-steile Frauenkarriere geschafft. Aufgewachsen im niederösterreichischen Schrattenberg („an der Grenze zum Eisernen Vorhang. Die Gegend ist nicht gerade für ihr Amusement berühmt“) brachten ihr die Eltern früh bei, dass nur harte Arbeit sie weiterbringt. Der elterliche Weinbau begeisterte sie wenig, dafür der Wunsch, in die Wirtschaft zu gehen: „Das war von Anfang an klar.“
Bald nach der Wirtschaftsuniversität landete sie bei der Unternehmensberatung A.T.Kearney. Ihre vier Jahre dort bezeichnet sie als „meine Hunde- oder Katzenjahre. Die zählen vierfach.“Sie lernte die Metropolen der Welt kennen, die Vorstandsetagen, die großen Strategien: „Ich habe wahnsinnig viel gearbeitet. In London war ich in einem Büro im Basement untergebracht, ohne Tageslicht, und habe bis vier Uhr Früh gearbeitet. Irgendwann wusste ich nicht mehr, ist jetzt Tag oder Nacht.“Logische Frage: Will ich das so?
Geburtstag mit Symbolkraft
2003 holte sie Georg Pölzl, heute Post-CEO, zu T-Mobile. „Er war einer meiner großen Mentoren“, sagt Zesch, „er gab mir die Chance, als Abteilungsleiter Strategie einzusteigen.“Von da an ging es Schlag auf Schlag, immer weiter nach oben. Einschließlich des obligatorischen Auslandsengagements als Marketing-Geschäftsführerin der Kroatien-Tochter. Nur dreieinhalb Stunden von Wien entfernt erwartete sie in Zagreb eine völlig andere Kultur. „Alles halb so schlimm. Der CEO war ein alter Bekannter aus A.T.Kearney-Zeiten.“
Zu ihrem 35. Geburtstag bat ihre Sekretärin sie in ein anderes Stockwerk, „dort war alles finster. Plötzlich ging das Licht an und 80 Leute sangen ,Happy Birthday‘.“
Bis heute macht sie das stolz: „Ich habe Manager im Senior Rank gesehen, die waren inhaltlich perfekt. Aber sie scheiterten an ihrer Integrationsfähigkeit, weil sie es nicht schafften, die Brücke zu den Menschen zu bauen.“
2012 ging Zesch als ÖsterreichGeschäftsführerin Marketing in Babykarenz. Als sie im Jahr darauf zurückkam, war kein Stein mehr auf dem anderen. Die GF-Positionen waren gekürzt worden, ihre Stelle gab es nicht mehr. „Da schluckt man schon, wenn man nicht weiß, wie es weitergeht.“
Lieber wenig, aber das richtig
Heute sieht sie das positiv: „Ich konnte mehr Zeit mit meinem Kind verbringen.“Inzwischen schätzt sie die Vorzüge von Seitund sogar Rückwärtsschritten: „Sie bringen Kraft und polen neu.“Und sie vergrößern die Perspektive: „Wäre ich im Marketing geblieben, wäre ich nicht in den Kundenkontakt eingetaucht, der mir heute so viel Spaß macht.“
Wie sie überhaupt gern „mehr Breite“hätte. „Ich weiß so wenig über Medizin, über Kultur. Ich wüsste nicht, wo ich das unterbringe.“Da ist es doch besser, sich auf weniges zu konzentrieren, das aber zu 100 Prozent: der Job, die Familie. Der Rest kann warten.