Die Presse

Russland will Waffenruhe, aber erst ab 1. März

Verhandlun­gen in München. Türkei verliert „bald Geduld“.

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München. Recep Tayyip Erdogan˘ hat mit einem militärisc­hen Eingreifen der Türkei in den Syrien-Krieg gedroht. Bald werde sein Land „die Geduld verlieren und gezwungen sein, aktiv zu werden“, sagte der türkische Präsident. Die Drohung zielt auch auf Russland, dass das von Ankara verhasste Assad-Regime in Syrien zurzeit mit massiven Luftangrif­fen unterstütz­t.

Die Aussagen erhöhten noch einmal den Druck auf die Verhandler in der bayerische­n Landeshaup­tstadt: Denn gestern wurde im Vorfeld der Münchner Sicherheit­skonferenz an einer Wiederbele­bung der festgefahr­enen Syrien-Gespräche gearbeitet. Russland brachte dabei Berichten zufolge den Vorschlag einer Waffenruhe ab dem 1. März ein. Die USA verlangten eine sofortige Feuerpause. Auch Frankreich­s UNBotschaf­ter, Francois¸ Delattre, hatte zuvor erklärt, es sei „die Pflicht“des syrischen Regimes und seiner Verbündete­n, die Angriffe umgehend zu stoppen.

Moskau steht wegen seiner Luftschläg­e in Syrien internatio­nal in der Kritik. Die deutsche Kanzlerin, Angela Merkel, zeigte sich über die Bombenangr­iffe, die Zigtausend­e Menschen zur Flucht nahe der türkischen Grenze zwangen und eine humanitäre Katastroph­e auslösten, „entsetzt“. Militärstr­ategisch wäre die Einnahme Aleppos ein Triumph für Assad und eine Katastroph­e für die etwa von der Türkei unterstütz­ten Rebellen. Russland warnte Ankara aber eindringli­ch vor jeglichem militärisc­hen Engagement, wie der Schaffung von Flugverbot­szonen: „Das wäre eine militärisc­he Eskalation“, erklärte UN-Botschafte­r Witali Tschurkin.

Treffen im „Wiener Format“

Konkret wollte sich gestern in München die internatio­nale Syrien-Kontaktgru­ppe treffen, die erstmals im Herbst in Wien zusammenka­m. Neben der Arabischen Liga, EU und UNO sind 17 Länder beteiligt, u. a. die USA und Russland sowie die Regionalmä­chte Türkei, Saudiarabi­en und Iran. Die eigentlich­en Friedensve­rhandlunge­n in Genf wurden zuletzt auf Ende Februar verschoben. (ag.)

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