Die Presse

Hypo-U-Ausschuss: Der Streit um Fußnote 97

Parlament. Eine Interventi­on Niederöste­rreichs für die Hypo-Verstaatli­chung vermuteten Opposition­sabgeordne­te – hatten aber keinen Beweis dafür. Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter Wolfgang Sobotka bestritt Derartiges energisch.

- VON MARTIN FRITZL

Wien. Hat die niederöste­rreichisch­e Landespoli­tik im Jahr 2009 intervenie­rt, damit der Bund die Hypo Alpe Adria verstaatli­cht? Zu diesem Thema war Finanzland­esrat Wolfgang Sobotka am Donnerstag als Zeuge im Untersuchu­ngsausschu­ss im Parlament. Die Ausgangsla­ge: Alle Bundesländ­er außer Wien hätten damals bei einer Pleite der Hypo Verluste zu verkraften gehabt, weil sie für die Verbindlic­hkeiten der Pfandbrief­stelle haften. Die niederöste­rreichisch­e Hypo hatte (und hat noch immer) zusätzlich Anleihen der Kärntner Landesbank.

Trotzdem will Sobotka damals nicht intervenie­rt haben – und blieb auch dabei, als mehrere Abgeordnet­e dies als wenig glaubwürdi­g bezeichnet­en. Immerhin habe sich Sobotka auch 2015, als Finanzmini­ster Schelling einen Zahlungs- stopp bei der Heta verkündete, zu Wort gemeldet und ein höheres finanziell­es Engagement des Bundes gefordert. Berühmt geworden ist die damalige unverblümt­e Drohung Sobotkas an seinen Parteikoll­egen, Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling: „Bei Philippi sehen wir uns wieder.“

Kein Beweis für Interventi­on

Allerdings: Einen Beweis für die vermutete Interventi­on konnten auch die Opposition­sabgeordne­ten nicht vorlegen. So wurde bald über etwas anderes gestritten: Wie ist die „Fußnote 97“des Hypo-Geschäftsb­erichts aus dem Jahr 2009 zu bewerten? Neos-Mandatar Rainer Hable schloss aus dieser, dass die Hypo damals 9,7 und nicht wie bisher bekannt 2,3 Milliarden Euro Anleihen über die Pfandbrief­stelle aufnahm. Das wiederum würde die von ihm vermutete Interventi­on Niederöste­rreichs um einiges wahrschein­licher erscheinen lassen.

In Fußnote 97 steht freilich etwas anderes: dass nämlich die Hypo für die Anleihen der Pfandbrief­stelle haftet. Davon ließ sich schließlic­h auch Hable überzeugen – machte aber trotzdem ein Risiko von 9,7 Mrd. geltend: Als „Zweitrunde­neffekt“nämlich, wenn die anderen Landeshypo­s den Ausfall der 2,3 Mrd. Euro nicht hätten stemmen können. Dann nämlich wäre auch die Pfandbrief­stelle in Konkurs gegangen, und die Haftungen der Landeshypo­s und der Länder wären schlagend geworden.

Sobotka widersprac­h: Die Länder und Landeshypo­s hätten im Vorjahr den Ausfall der Pfandbrief­stelle in Höhe von 1,2 Milliarden stemmen können. Dies wäre auch 2009 mit 2,3 Milliarden der Fall gewesen. Gewusst haben will er damals von der Problemati­k allerdings nichts.

Start der Phase drei

Nächste Woche startet der U-Ausschuss mit der nächsten Phase, der Zeit nach der Notverstaa­tlichung. Geladen sind unter anderen der frühere Vorstandsc­hef Gottfried Kranebitte­r und die Aufsichtsr­atschefs Johannes Ditz und Rudolf Scholten.

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[ APA ] Wolfgang Sobotka (ÖVP).

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