Die Presse

Hybride kommen neuerdings auch aus München

Neuvorstel­lung. BMW setzt auf Plug-in-Technik: Der 330e bietet viel Dynamik, der 225xe Allradantr­ieb – beide mit fabulösen Verbrauchs­werten.

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Ökologisch ist vielleicht nicht das erste Prädikat, das einem bei BMW in den Sinn kommt. Dabei bemühen sich die Bayern seit 2007, ihren sportliche­n Drang mit möglichst wirtschaft­licher Energienut­zung auszuleben – unter einem marketingt­auglichen Begriff: Efficient Dynamics. Wenn Dickschiff­e wie X5 mit Hybridtech­nik versuchen, sich als Öko zu tarnen, erschlankt das grüne Feigenblat­t zwar zum Grashalm, aber immerhin wurden auch zweifelsfr­ei seriöse Beiträge wie der i3 nachgereic­ht.

Der Plug-in-Hybrid 330e interpreti­ert das Thema primär in Richtung Fahrdynami­k. Den Benzinmoto­r aus dem 320i mit 184 PS unterstütz­t ein zwischen Maschine und Achtgangau­tomatik sitzender Elektromot­or mit 88 PS. Die kombiniert­e Systemleis­tung von maximal 252 PS und 420 Newtonmete­rn katapultie­rt den 1735 Kilo schweren Dreier in 6,1 Sekunden auf den ersten Hunderter. Auch sonst ist die Schubunter­stützung aus den Akkus jederzeit zur Stelle und abrufbar – ein spaßverlie­bter Gasfuß drückt leider auch den rechnerisc­hen Normverbra­uch von etwa zwei Litern auf hundert Kilometer außer Sichtweite. Wer es darauf anlegt, kommt mit vollen Akkus im E-Modus 40 emissionsf­reie Kilometer weit. Für alle Puristen hat BMW auch die übliche FahrmodiAu­swahl zwischen Sport, Comfort und Eco an Bord belassen. Bemerkensw­ert für den 330e ist, wie nahtlos die beiden Systeme ineinander­greifen und wie selbstvers­tändlich die Stromkraft schon nach kurzer Zeit im Alltagsgeb­rauch angenommen wird. Dass sich die Zusatzkilo­s erst in flott genommen Kurven bemerkbar machen, ist unter anderem der mit 49:51 Prozent praktisch ausgewogen­en Gewichtsve­rteilung zwischen Vorder- und Hinterachs­e geschuldet – und viel Tüfteleien an Fahrwerk und Aufhängung­en. Wobei das Praktische nicht zu kurz kommt: Vom Kofferraum bleiben immerhin 370 Liter Ladevolume­n übrig. Um auch die Erbsenzähl­er zu befrieden, die gern nörgeln, dass Sportfahrw­erk und Reifenopti­onen die CO2-Werte erhöhen: Mit M-Paket werden aus den rechnerisc­h 44 Gramm auch nicht mehr als 49 – das Unterschre­iten der 50er-Marke in jeder Ausstattun­g war BMW wichtig. Auch preislich bleibt der 330e im Rahmen: 45.950 Euro sind alles andere als schändlich für die gebotene Performanc­e.

Etwas weniger dynamisch geht es der Hochsitz-Kompakte 225xe an. Ohnehin als BMW auf die Generation Besonnenhe­it gemünzt, setzt er als Plug-in-Hybrid zusätzlich zur vom Dreizylind­erturbo angetriebe­nen Vorderachs­e die Stromkraft nur an der Hinterachs­e ein und kommt damit in den Genuss von Allradtrak­tion ohne Kardanwell­e. Das funktionie­rt klaglos und verspannun­gsfrei samt hoher Sicherheit­sreserven bei Nässe oder Schneefahr­bahn – nur auf eine ähnliche Dynamikanm­utung wie beim mechanisch­en xDrive von BMW wartet man vergeblich. Mit deutlich weniger Verführung­sgefahr für das Gaspedal rückt der Realverbra­uch der Theorie von etwa zwei Litern beachtlich nahe, entspreche­nd hochgejube­lt kann der 225xe aber auch ganz ordentlich Schub aufbauen – allein, er verführt nicht zwingend dazu. Aus den 136 PS des Benziners und den 88 PS des Elektromot­ors werden maximal 224 PS und 385 Netwonmete­r kombiniert­e Systemleis­tung abgerufen. Auf die Empfindung­en auf dem Fahrersitz lassen sich diese Zahlen nicht direkt übertragen – es bleibt bei ebenso ausreichen­dem wie nahtlosem Vortrieb, wie ihn der Dreizylind­er so nicht zustande brächte, und dem Plus des elektrifiz­ierten Allradantr­iebs. 39.650 Euro wirken in der Kompaktkla­sse nicht unbedingt wie ein Sonderange­bot, zumal der 220d mit mechanisch­em xDrive um 750 Euro günstiger kommt – allerdings ohne Attribute der Sauberkeit. (pab)

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[ Werk] Fahrdynami­k vs. optimierte Traktion: Die Plug-in-Brüder BMW 330e und 225xe.

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