Mit herzlichen Grüßen von Ken Block
Neuvorstellung. Ist das der ultimative Hot Hatch? Vieles spricht dafür – der neue Ford Focus RS ist technisch kompromisslos, lässt es aber auch an Humor nicht missen. Es wäre die Sünde wert.
Im Grund muss man Berichte über Autos wie dieses mit einem Lamento beginnen: Während der Dieselboom allen ökologischen Aspekten zum Trotz weiterhin munter staatlich-steuerlich befeuert wird, drängt eine Strafsteuer auf Motorleistung, wie in Österreich verhängt, PS-starke, im Abgasverhalten aber saubere Autos aus ihren winzigen, ohnehin unerheblichen Nischen.
Es nutzt insofern wenig, dass Ford (trotz österreichspezifischer NoVA-Pönale) einen freundlichen Grundpreis für den Focus RS aus dem Boden stampft, wenn einem dann die Steuern übers Jahr das Weiße aus den Augen nehmen.
Mitleid fehl am Platz? Vielleicht – in einer Welt, die sich am liebsten der Austerität und Freudlosigkeit rühmen will.
Dass der neue Focus RS für das blanke Gegenteil steht, ist schon seinem Namen, besser gesagt: Kürzel geschuldet. Das hat Ford in bald 50 Jahren mit mittlerweile 30 RS-Modellen, angefangen beim Escort, nachhaltig untermauert (unabhängig davon, dass Porsche auf dem Gebiet ebenfalls einige Ansprüche geltend machen kann).
Bei RS hört jedenfalls das Spielzeug auf, auch wenn sich die Entwickler bei der Neuauflage des Focus RS ein paar Gags erlaubt haben – zum Drift-Button aber später.
Die Zutaten im Wesentlichen: 2,3-Liter-Vierzylinder mit mächtigem Turbolader und infolgedessen 350 PS, Allradantrieb und „nichts gefakt“am Design, also „keine Spoilerchen, die nix tun“, so einer der Ingenieure. Die kleine Jausen-
L/B/H: 4390/1858/1472 mm. Radstand: 2647 mm. Leergewicht: 1547 kg. Kofferraumvolumen: 260–1045 Liter.
2,3-l-R4-Zylinder-Turbo. Leistung: max. 257 kW (350 PS), Drehmoment: max. 470 Nm (Overboost). Vmax: 266 km/h, 0–100 km/h in 4,7 sec. Allradantrieb, man. Sechsganggetriebe. Verbrauch: 7,7 l/100 km laut Norm.
ab 46.950 Euro. bank am Heck dient also nicht der Zierde, sondern trägt zusammen mit dem Diffusor zu einem drastisch reduzierten Auftrieb bei hohen Geschwindigkeiten bei. Der Motor stammt aus dem neuen Mustang, modifiziert sind der Lader, der Zylinderkopf und der Ladeluftkühler, der der größte sei, „den man nur habe einbauen können“. 470 Newtonmeter stellen sich für 15 Sekunden im Overboost ein, im Grund aber dauerhaft, so die Entwickler, da man ja selten permanent Vollgas geben könne.
Entzückendes Knattern
Szenenapplaus für den Bangs & Burbles-Sound, den man über die Einspritzstrategie komponiert hat – ein unter Volllast aufgeregtes Auspuffknattern, das zumindest die Neigungsgruppe entzückt. Für die schiere Power war Allrad naheliegend, realisiert wurde ein System mit rein mechanischer Welle, die bis zu 70 Prozent vom Antriebsmoment nach hinten leitet, wo es je nach Bedarf übernommen und über zwei Kupplungen verteilt wird – je nach Fahrsituation können davon bis zu 100 Prozent auf ein einzelnes Rad gelenkt werden. Damit hat man sich gegen ein Haldex-System entschieden, das viel Traktion bietet, aber ins Untersteuern drängt – nicht gerade das, was man in einem RS haben möchte. Stattdessen lässt sich der Focus in die Kurve jagen wie ein Hecktriebler, der sich nach dem Scheitelpunkt und allfälligem Gegenlenken wunderschön mit Gaseinsatz über die Vorderachse in die nächste Gerade zieht wie Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf.
Der Drift-Button, den man auch Ken-Block-Knopf hätte nennen können, stellt die Parameter auf maximale Querfahrt, bei dem mechanischen Set-up eine leichte Übung für die Softwaretechniker.
Durchaus ein Späßchen, wobei uns die schnellen Runden auf der Rennstrecke ungleich mehr elektrisiert haben. Hier wandelt man am gepflegten Wahnsinn, dies durchwegs mit Komponenten – allen voran die Bremsen –, die dem Treiben gelassen zusehen. Furios!